Mund- Kiefer- Gesichtschirurgie

Nach Zahnextraktionen und Eingriffen am marginalen Parodontium können Bakterien ins Blut gelangen. Eine solche Bakteriämie ist jedoch noch nicht gleichbedeutend mit einer Allgemeininfektion, weil die ins Blut eingeschwemmten Bakterien und ihre Toxine in der Regel kurzfristig im retikuloendothelialen System unschädlich gemacht werden.

Bei Patienten mit Herzklappenfehlern und Herzklappenersatz besteht jedoch nach zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen die Gefahr einer Endokarditis durch in die Blutbahn eingeschwemmte Mundbakterien. Bei diesen Patienten ist daher eine Endokarditis-Prophylaxe durch eine Antibiotikabehandlung erforderlich (siehe Gingivitis und Stomatitis).

Eine Allgemeininfektion mit metastatischer Ausbreitung (Septikämie) oder ein septischer Schock kann auftreten, wenn eine Abwehrschwäche des Patienten oder eine hochgradig gesteigerte Virulenz der eingedrungen Bakterien vorliegt.

Septikämie (Sepsis)

Von einem Entzündungsherd, der im Bereich der Mundhöhle, aber auch in anderen Körperregionen gelegen sein kann, gelangen Bakterien kontinuierlich oder schubweise in die Blutbahn und bewirken septische Ablagerungen bevorzugt in Hirnhäuten, Lunge, Leber, Niere sowie in Knochen und Gelenken.

Symptomatik:

Schweres allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost, Tachykardie. Der Patient ist häufig desorientiert oder delirant. Hämorrhagische und pustulöse Hautherde, scharlachartiges Exanthem. Bakteriennachweis in der Blutkultur. Metastatische Prozesse in der Lunge können in der Thorax-Röntgenaufnahme nachgewiesen werden.

Therapie (Behandlung auf Intensivstation):

  • Hochdosierte Breitbandantibiotikatherapie, zunächst ungezielt, nach Vorliegen des Antibiogramms gezielt.
  • Inzision und Drainage des Primärprozesses und von metastatischen Sekundärabszessen.
  • Internistische Allgemeinbehandlung (Schocktherapie, Bluttransfusionen, Ausgleich von Elektrolytstörungen).

Septischer Schock

Akute Kreislaufinsuffizienz, ausgelöst durch Endotoxine, die nach dem Zerfall gramnegativer Bakterien frei werden. Zunächst kommt es dabei zu einer bakteriellen Einschwemmung aus einem Primärherd in die Blutbahn. Der Schock kann sich am Anfang einer Behandlung mit bakterizid wirksamen Antibiotika als Folge des dann einsetzenden bakteriellen Zerfalls mit massiver Freisetzung von Endotoxinen entwickeln.

Symptomatik:

Beginn zunächst wie Septikämie mit Fieber und Schüttelfrost. In dieser Phase sind Bakterien im Blut kulturell nachweisbar. Nach einigen Stunden entwickelt sich ein Schockzustand mit Hypotonie, Tachykardie, Benommenheit und Koma.

Therapie (Behandlung auf Intensivstation):

  • Hochdosierte Antibiotikatherapie, zunächst ungezielt, nach Vorliegen des Antibiogramms gezielt.
  • Inzision und Drainage des Primärprozesses.
  • Intensivmedizinische Allgemeinbehandlung.