Mund- Kiefer- Gesichtschirurgie

Erste Hilfe am Unfallort

Freimachen der Atemwege:

  • Entfernen von Blut und Erbrochenem, gegebenenfalls Zahnprothesen herausnehmen.
  • Lagerung in stabiler Seitenlage. Gegebenenfalls muss der Unterkiefer durch Esmarch-Heibergschen Handgriff vorgezogen werden.
  • Notfalls Intubation oder Nottracheotomie.

Vorläufige Blutstillung:

  • Druckverbände mit elastischen Binden.
  • Tamponade der Nase.
  • Abdrücken der A. carotis gegen den Querfortsatz des 6. Halswirbels, intermittierend, da sonst Hirnschädigung möglich.

Notversorgung in der Klinik

Kann erforderlich werden, wenn der Allgemeinzustandes des Patienten eine nach Lage der Dinge notwendige Sofortversorgung nicht zulässt.

Endgültige Blutstillung:

  • Bei Blutungen aus der Nase: Nasentamponade (Bellocq).
  • Gegebenenfalls Unterbindung der A. maxillaris, A. carotis externa oder A. lingualis.

Freihaltung der Atemwege:

  • Absaugen der Sekrete aus Mund, Nase und Rachen.
  • Nasotracheale Intubation oder Tracheotomie.

Notschienungsmaßnahmen:

  • Schienenverband im Unterkiefer (siehe Frakturen des Unterkiefers).
  • Kopf-Kinn-Kappe.
  • Achterligaturen (Ernst) oder Einzelligaturen (Gilmer) mit intermaxillärer Fixation.

Notversorgung von Weichteilverletzungen:

Wird nur durchgeführt, wenn eine Sofortversorgung, die immer zusammen mit der Versorgung der Kieferfrakturen erfolgen muss, wegen des Allgemeinzustandes des Patienten nicht möglich ist.

Folgende Maßnahmen können dann erforderlich werden:

  • Wundtoilette mit Entfernung von Fremdkörpern und Blutstillung.
  • Provisorische Adaptation der Wundränder mit Situationsnähten, Steristrips und adaptierenden Wundverbänden.
  • Antibiotika.
  • Tetanusprophylaxe (siehe Tetanus).
  • Die endgültige Versorgung kann danach etwa 48 Stunden – gegebenenfalls auch länger – aufgeschoben werden.

Definitive Versorgung in der Klinik

Bei kombinierten Knochen- und Weichteilverletzungen Vorgehen von „innen nach außen“: Nach Wiederherstellung der Knochenstruktur durch Reposition und Fixation der frakturierten Kieferfragmente Versorgung der Weichteilverletzungen.

Eine definitive Sofortversorgung unmittelbar nach dem Unfall ist nur selten erforderlich. Indikationen sind:

  • Ausgedehnte Weichteilverletzungen im Bereich der Lippen und Wangen.
  • Blutungen im Bereich der Mundhöhle und aus der Nase.

Die definitive Frühversorgung ist in allen Fällen, bei denen der Allgemeinzustand des Patienten dies zulässt, die Methode der Wahl.

Die verzögerte definitive Versorgung wird vorgenommen, wenn der Allgemeinzustand des Patienten eine Frühversorgung nicht zulässt: Hier gelten folgende Regeln:

  • Notversorgung, wie oben beschrieben.
  • Präoperative Infektionsprophylaxe bei allen zur Mundhöhle exponierten Frakturen und bei frontobasalen Schädelverletzungen durch sofortige hochdosierte Antibiotikatherapie, die erst einige Tage nach der definitiven Versorgung abgesetzt werden darf.
  • Definitive Versorgung nach Möglichkeit innerhalb der ersten Woche, spätestens bis zum 10. Tag nach dem Unfall.