Fehlbildungen

Sekundäroperationen

Eingriffe, die mehr oder weniger regelmäßig nach dem primären Verschluss anfallen und in der Regel im Wachstumsalter durchgeführt werden. 

Vestibulumplastik:

Im Spaltbereich ist relativ häufig eine Vestibulumplastik (siehe Sulkusplastiken) notwendig, insbesondere nach einer Osteoplastik. Der Eingriff wird zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr oder nach einer sekundären Osteoplastik im 12. bis 14. Lebensjahr vorgenommen. 

Narbenkorrektur der Lippe:

Eine Korrektur der Lippennarbe kann erforderlich werden, wenn die Lippe etwas zu kurz geworden ist. 

Lippenrotkorrektur:

Exzision überschüssiger Schleimhaut.

Bei Kerben und Asymmetrien Umverteilung der Lippenrotschleimhaut. 

Verlängerung des Nasenstegs:

Hauptsächlich bei doppelseitigen Spalten notwendig. Der Eingriff sollte im fünften  bis sechsten Lebensjahr vorgenommen werde, weil die Nasenentwicklung durch die Fixation der Nasenspitze behindert werden kann.

Die Verlängerung des Nasenstegs wird durch eine V-Y-Verschiebung eines Gabellappens aus den Narbenbereichen der Oberlippe erzielt. 

Pharyngoplastik:

Sprachverbessernde Operation, die vorgenommen wird, wenn durch Sprachübungen ein nasaler Durchschlag nicht beseitigt werden kann. Dabei wird ein gestielter Schleimhautlappen aus der Pharynxhinterwand in das Velum eingelagert.

Das Gaumensegel wird so im mittleren Bereich an die Pharynxhinterwand angeheftet, während die lateralen Bereiche für die Luftdurchlässigkeit offen bleiben.

Die Operation nach Schönborn-Rosenthal verwendet einen unten gestielten Lappen, der in die orale Schicht des Gaumensegels eingelagert wird.

Die Operation nach Sanvenero-Rosselli wird mit einem oben gestielten Lappen ausgeführt, der in die nasale Schleimhaut des Gaumensegels eingelagert wird.

Nach der Operation ist eine erneute Sprachschulung erforderlich.

Naseneingangs- und Nasenkorrektur

Die Operation ist bei den meisten Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und bei einigen Lippen-Kiefer-Spalten erforderlich. Nach der Operation einseitiger Spalten steht der spaltseitige Flügelknorpel zu tief.

Bei doppelseitigen Spalten ist der Naseneingang oft zu breit, während der Nasensteg (Kolumella) zu kurz sein kann.

Damit das Nasenwachstum nicht durch Narbenbildung behindert wird, sollte diese Operation erst nach dem 15. Lebensjahr vorgenommen werden:

  • Nach Aufklappung der Kolumella werden die Flügelknorpel dargestellt, mobilisiert und symmetrisch aufgestellt.
  • Bei Asymmetrie der Nasenbeine ist zusätzlich deren Osteotomie und symmetrische Positionierung erforderlich.
  • Liegt eine Septumdeviation vor, so wird gleichzeitig eine Begradigung des Nasenseptums vorgenommen.
  • Bei doppelseitigen Spalten mit zu kurzer Kolumella ist zusätzlich eine Verlängerung des Nasenstegs erforderlich (s. oben).

Sekundäre Osteoplastik:

Die Operation kann bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und Lippen-Kiefer-Spalten vorgenommen werden, die nicht mit einer primären Osteoplastik versorgt wurden.

Der günstigste Zeitpunkt für diesen Eingriff ist der Abschluss der zweiten Dentition.

Die Spalte wird auf der oralen Seite eröffnet.

Nach Einlagerung von Beckenkammknochen wird die orale Schicht wieder verschlossen.

Die sekundäre Osteoplastik wird außerdem beim operativen Verschluss einer Restperforation im Knochenbereich vorgenommen. Hier geht es im wesentlichen um die Ausfüllung des Hohlraumes zwischen nasaler und oraler Schicht.

Asymmetrie des Naseneingangs nach operativem Verschluss einer rechtsseitigen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Asymmetrie des Naseneingangs nach operativem Verschluss einer rechtsseitigen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Situation nach Nasenkorrektur
Situation nach Nasenkorrektur

Spätkorrekturen

Eingriffe, die in der Regel nach Abschluss des Wachstumsalters vorgenommen werden, weil die primäre Behandlung unzureichend war. 

Reoperation der Lippe:

  • Bei nicht optimaler Lippenform.
  • Auftrennung aller Schichten und Naht nach Korrektur.

Abbe-Neuber-Plastik:

Auffüllung einer zu kleinen und engen Oberlippe mit Unterlippengewebe.

  • Ein an den Lippenrotgefäßen gestielter Dreiecklappen aus der Unterlippe, der Haut, Muskulatur und Schleimhaut enthält, wird in die im Bereich der Narbe aufgetrennte Oberlippe eingelagert.
  • Durchtrennung des ernährenden Stiels nach vier bis sechs Wochen.

 

Gestielte Lippenrotplastik:

Auffüllung eines zu schmalen Lippenrots der Oberlippe durch Unterlippengewebe.

  • Mobilisation eines beiderseits gestielten Brückenlappens im Lippenrot der Unterlippe.
  • Einlagerung des Lappens in die Oberlippe.
  • Durchtrennung der beiden Stiele nach vier Wochen.
Voroperierte Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte bei einer 50-jährigen Frau mit Defekt der Oberlippe, Restperforationen im Vestibulum und im harten Gaumen und zu kurzem Gaumensegel mit Restspalte
Voroperierte Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte bei einer 50-jährigen Frau mit Defekt der Oberlippe, Restperforationen im Vestibulum und im harten Gaumen und zu kurzem Gaumensegel mit Restspalte
Voroperierte Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte bei einer 50-jährigen Frau mit Defekt der Oberlippe, Restperforationen im Vestibulum und im harten Gaumen und zu kurzem Gaumensegel mit Restspalte
Voroperierte Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte bei einer 50-jährigen Frau mit Defekt der Oberlippe, Restperforationen im Vestibulum und im harten Gaumen und zu kurzem Gaumensegel mit Restspalte
Schnittführung zur Verlängerung der Oberlippe
Schnittführung zur Verlängerung der Oberlippe
Situation nach Reoperation der gesamten Spalte mit Osteoplastik im Alveolarfortsatz und im harten Gaumen sowie zusätzlicher Pharyngoplastik beim Verschluss des weichen Gaumens
Situation nach Reoperation der gesamten Spalte mit Osteoplastik im Alveolarfortsatz und im harten Gaumen sowie zusätzlicher Pharyngoplastik beim Verschluss des weichen Gaumens
Situation nach Reoperation der gesamten Spalte mit Osteoplastik im Alveolarfortsatz und im harten Gaumen sowie zusätzlicher Pharyngoplastik beim Verschluss des weichen Gaumens
Situation nach Reoperation der gesamten Spalte mit Osteoplastik im Alveolarfortsatz und im harten Gaumen sowie zusätzlicher Pharyngoplastik beim Verschluss des weichen Gaumens

Verlängerung der Nase:

Wenn eine Verkürzung des Nasenstegs nicht im Kindesalter beseitigt wurde, kann das Wachstum der Nase behindert werden. Im Erwachsenenalter ist die Nase dann insgesamt zu kurz.

Zur operativen Korrektur kann nach Mobilisation der Nasenweichteile die Einlagerung eines L-förmigen Winkelspans aus Rippenknorpel – gegebenenfalls mit zusätzlicher Verlängerung des Nasenstegs – erforderlich sein.

Verschluss einer Restperforation:

Nasale und orale Schleimhaut werden getrennt so mobilisiert, so dass sowohl die nasalen als auch die oralen Wundränder spannungslos miteinander vereinigt werden können.

Nach Naht der nasalen Schicht wird in dem Spaltbereich Beckenkamm- oder Rippenknochen eingelagert. Anschließend wird die orale Schicht vernäht.

Ist die Restperforation so groß, dass mit örtlichem Material ein Verschluss der nasalen und oralen Schleimhautränder nicht möglich erscheint, so ist eine Nahlappenplastik mit einem Zungenlappen oder einem mikrochirurgisch anastomosierten Transplantat erforderlich. Die Knochentransplantation sollte sekundär nach dem Weichteilverschluss erfolgen.

Restperforation einer linksseitigen nur teilweise verschlossenen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte im harten Gaumen und im Alveolarfortsatz bei einer 50-jährigen Frau
Restperforation einer linksseitigen nur teilweise verschlossenen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte im harten Gaumen und im Alveolarfortsatz bei einer 50-jährigen Frau
Situation nach operativem Verschluss der Restperforation mit sekundärer Osteoplastik und späterer Vestibulumplastik
Situation nach operativem Verschluss der Restperforation mit sekundärer Osteoplastik und späterer Vestibulumplastik

Verschluss einer Restspalte:

Bei nicht zu breiten Spalten kann der Verschluss mit örtlichem Material erfolgen. Gegebenenfalls muss zusätzlich Beckenkamm- oder Rippenknochen eingelagert werden.

Bei breiten Restspalten ist eine zusätzliche Nahlappenplastik erforderlich. 

Vestibulumplastik:

Nach Osteoplastik im Alveolarfortsatzbereich wird nicht selten das Vestibulum abgeflacht. In der Regel ist dann sekundär eine Vetibulumplastik erforderlich (siehe Sulkusplastiken).

Vorverlagerung des Oberkiefers:

Bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten kann bei mangelhafter Oberkieferentwicklung eine maxilläre Retrognathie entstehen. Wenn diese nicht prothetisch ausgeglichen werden kann, ist eine operative Vorverlagerung des Oberkiefers nach Osteotomie erforderlich (siehe auch Maxilläre Retrognathie):

  • Modelloperation zur Ermittlung der Okklusion und Anfertigung eines Bissschlüssels.
  • Osteotomie im Sinne einer Le-Fort-I-Fraktur.
  • Einstellung der Okklusion mit Hilfe des Bissschlüssels.
  • Miniplattenosteosynthese an den Jochbeinpfeilern und an den Rändern der Apertura piriformis.
  • Einlagerung von Rippenknochen zwischen Processus pterygoideus und Tuber maxillare sowie im Bereich der Fossa canina auf beiden Seiten.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Maxilläre Retrognathie und Kompression bei voroperierter doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Der Zwischenkiefer mit den oberen Schneidezähnen fehlt.
Situation nach Le-Fort-I-Osteotomie mit Vorverlagerung und Außenschwenkung der Oberkieferteile, Okklusionseinstellung, intermaxilläre Fixation, Miniplattenosteosynthese nach Knochentransplantaten
Situation nach Le-Fort-I-Osteotomie mit Vorverlagerung und Außenschwenkung der Oberkieferteile, Okklusionseinstellung, intermaxilläre Fixation, Miniplattenosteosynthese nach Knochentransplantaten
Situation nach Reoperation der ganzen Spalte mit Verschluss des Defekts mit ortsständiger Schleimhaut und Knocheneinpflanzung
Situation nach Reoperation der ganzen Spalte mit Verschluss des Defekts mit ortsständiger Schleimhaut und Knocheneinpflanzung
Situation nach Reoperation der ganzen Spalte mit Verschluss des Defekts mit ortsständiger Schleimhaut und Knocheneinpflanzung
Situation nach Reoperation der ganzen Spalte mit Verschluss des Defekts mit ortsständiger Schleimhaut und Knocheneinpflanzung
Das Fernröntgenbild zeigt maxilläre Retrognathie nach Verschluss einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Das Fernröntgenbild zeigt maxilläre Retrognathie nach Verschluss einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Situation nach Le-Fort-I-Osteotomie und Oberkiefervorverlagerung. Die Fixation erfolgte durch Miniplattenosteosynthese mit osteoplastischer Stabilisation durch Rippenknochen. Die Miniplatten wurden nach drei Monaten entfernt.
Situation nach Le-Fort-I-Osteotomie und Oberkiefervorverlagerung. Die Fixation erfolgte durch Miniplattenosteosynthese mit osteoplastischer Stabilisation durch Rippenknochen. Die Miniplatten wurden nach drei Monaten entfernt.
Profil vor und nach Vorverlagerung des Oberkiefers
Profil vor und nach Vorverlagerung des Oberkiefers
Profil vor und nach Vorverlagerung des Oberkiefers
Profil vor und nach Vorverlagerung des Oberkiefers

Aufbau der Apertura piriformis:

Eine Indikation besteht, wenn durch kieferorthopädische Behandlung einer maxillären Retrognathie eine normale Okklusion erzielt werden konnte und eine Hypoplasie der Nasenbasis zurückgeblieben ist.

Nach Freilegung der Apertura piriformis und Mobilisation der Nasenbasis wird hier zur Verbesserung des Profils Rippenknorpel oder ein Knochenersatzmaterial eingelagert.