Frakturen und Verletzungen

Wunden

Offene Haut- und Schleimhautverletzungen: Riss-, Biss-, Platz-, Quetsch- und Schusswunden.

Wundheilung

Exsudative Phase:

Entzündung mit Wundödem.

Proliferative Phase:

Ausbildung von Granulationsgewebe und Bindegewebe. Wundkontraktur.

Phase der Narbenbildung:

Erstreckt sich über mehrere Monate Es bildet sich ein kollagenfaserhaltiges Narbengewebe. Die anfangs frischrote Narbe blast im Laufe der Zeit ab. Bei Überschussbildung von Kollagenfasern entsteht ein Narbenkeloid.

  • Die primäre Wundheilung erfolgt, wenn die Wundränder unmittelbar aneinanderliegen. Nach glatter Heilung bleibt eine strichförmige Narbe zurück.
  • Die sekundäre Wundheilung findet bei offenen Wunden statt, wenn ein Gewebsdefekt eine adaptierende Naht verhindert.
    Durch Naht verschlossene Wunden können infolge einer Wundinfektion aufgehen, um dann sekundär über die offenen Granulation zu heilen.
    Nach der Abheilung bleibt dann eine eingezogene oder keloidartig verdickte Narbe zurück, die vielfach mit der daruntergelegenen Muskulatur oder dem Knochen verbacken ist, so dass eine funktionelle Behinderung resultiert.

Stumpfe Verletzungen und örtliche Komplikationen

Hämatome sind Blutansammlungen im Gewebe nach Gefäßzerreißungen. Sie können nicht nur im Bruchspalt und seiner Umgebung, sondern auch nach stumpfer Gewalteinwirkung entstehen. Die Resorption von Hämatomen nimmt längere Zeit in Anspruch.

Muskelverletzungen kommen als Quetschungen und partielle und totale Muskelrisse vor. Bei der Abheilung können entstehen:

  • Muskelkontrakturen
  • Myositis ossificans mit Verknöcherung innerhalb des Muskelgewebes.

Verletzungen der peripheren Nerven werden durch Quetschung, Zerrung und Zerreißung oder Durchtrennung hervorgerufen.

Nach einer Durchtrennung eines peripheren Nervs bleiben die bindegewebigen Nervenhüllen (Epi-, Peri- und Endoneurium) sowie die Schwannschen Zellen der im Nervenbündel zusammengefassten Neuriten in beiden Stümpfen erhalten. Die Neuriten überleben jedoch nur im zentralen Nervenstumpf, im peripheren Stumpf tritt dagegen ein degenerativer Zerfall ein.

Sind die Nervenstümpfe auseinandergewichen und nicht miteinander vereinigt, so verlieren sich die aus dem zentralen Stumpf auswachsenden Regenerate in dem sich ausbildenden Narbengewebe und es entsteht ein Amputationsneurom.

Werden die Nervenstümpfe jedoch exakt reponiert und durch mikrochirurgische Naht vereinigt, so bekommen die Schwannschen Zellen beider Stümpfe miteinander Kontakt und bilden so Leitbahnen für die aus dem zentralen Stumpf auswachsenden Neuriten, die jetzt in die degenerierten Achsenzylinder des peripheren Stumpfes einwachsen und hier bis zu den Endorganen vordringen können.

Durch Übungsbehandlung kann nach einiger Zeit der Anpassung eine normale Reinnervation erreicht werden. Der Regenerationsprozess benötigt je nach Länge des peripheren Nervenstranges mehrere Monate. Die Regenerationsgeschwindigkeit beträgt 1 mm pro Tag.

Verletzungen der Speicheldrüsen können traumatische Speichelzysten zur Folge haben. Bei offenen Verletzungen besteht die Gefahr, dass eine Speichelfistel entsteht.

Ein Emphysem der Haut und der Weichteile kann entstehen, wenn Luft unter Druck über eine Wunde in die Weichteile gepresst wird und diese aufgebläht werden. Das kann bei Verletzungen der Nasennebenhöhlen (z.B. durch Schnauben) oder bei Thoraxverletzungen (Spannungspneumothorax) geschehen. Das von den Nasennebenhöhlen ausgehende Emphysem verschwindet, wenn der Patient die Nasen nicht mehr schnaubt.

Eine Pneumatozele kommt durch Einpressen von Luft über einen Frakturspalt im Bereich der vorderen Schädelbasis und der Nasennebenhöhlen vor, wenn die Dura mit verletzt ist. Die Luft, die sich im Frontalhirn und im Ventrikelsystem sammelt, wird resorbiert, sie kann aber wieder beim Schnauben der Nase eingepresst werden. Bei zusätzlicher Infektion kann eine Meningitis oder ein Hirnabszess entstehen.