Frakturen und Verletzungen

Kontusion und Distorsion

Kontusion:

Läsionen des Diskus und des Knorpelüberzuges der Gelenkflächen mit serösem oder blutigem Gelenkerguss.

Distorsion:

Gelenkkapselüberdehnung und Bänderzerrung.

Symptomatik:

Schmerzen im Gelenk. Unterkiefer weicht bei fehlendem Gelenkerguss zur kranken Seite ab (schmerzhafte Vorschubbewegung). Bei Gelenkerguss Lateralverschiebung des Unterkiefers zur gesunden Seite (Bonnetsche Schonhaltung).

Röntgenbild:

Verbreiterung des Gelenkspalts bei Gelenkerguss.

Therapie:

  • Ruhigstellung durch mandibulo-maxilläre Fixation mit Hypomochlion auf der kranken Seite für zwei Wochen.
  • Kurz- oder Mikrowellenbestrahlung.
  • Nachbehandlung mit einer Lingualschiene oder einem Aktivator mit Hypomochlion.

Luxationen

Luxation nach vorn:


Am häufigsten vorkommende Luxation. Der Gelenkkopf tritt dabei über das Tuberculum articulare nach vorn und wird in dieser Stellung durch die Mundschließer und die Gelenkbänder fixiert.

  • Ätiologie:
    Trauma oder weite Mundöffnungen, z.B. bei der zahnärztlichen Behandlung und beim Gähnen. Schlaffe Gelenkkapsel. Myoarthropathie vom Typ der Diskoordination mit verstärkter Vorschubbewegung (s. 7.4).
  • Symptomatik:
    Bei doppelseitiger Luxation steht der Unterkiefer in Vorbissstellung; der Mund ist halb geöffnet und kann nicht geschlossen werden. Der Unterkiefer kann in dieser Position Scharnierbewegungen ausführen.
    Bei einseitiger Luxation ist der Unterkiefer zur gesunden Seite verschoben.
    Die Röntgenbilder (Panoramaschichtaufnahme, Schüller-Aufnahme) zeigen den Gelenkkopf bei geöffnetem Mund vor dem Tuberculum articulare; die Gelenkpfanne ist leer.

  • Therapie:

    • Einrenkung des Unterkiefers mit dem Handgriff nach Hippokrates (s. 7.4).
    • Elastischer Kopfverband für einige Tage.
    • Gegebenenfalls mandibulo-maxilläre Fixation mit intermaxillären Drahtligaturen für einige Tage.
    • Bei veralteter Luxation ist eine manuelle Reposition in der Regel nicht mehr möglich. In solchen Fällen muss die Reposition mit zwei Knochenhaken in Narkose vorgenommen werden. Die Haken werden unterhalb des Jochbogens perkutan eingestochen und oberhalb der Incisura semilunaris um die Gelenkfortsatzbasis geführt.
    • Durch gleichzeitigen kräftigen Zug an den Haken gelingt es in der Regel, den Unterkiefer einzurenken, so dass eine operative Reposition nur ausnahmsweise notwendig ist.
    • Nach der Reposition wird der Unterkiefer durch mandibulo-maxilläre Fixation für eine Woche ruhig gestellt.

 

Luxationen nach lateral und medial:
Nur bei gleichzeitiger Unterkieferfraktur möglich.

Die Diagnose wird anhand der Röntgenbilder gestellt.

Bei der Reposition der Fragmente muss gleichzeitig der Gelenkfortsatz manuell reponiert werden. Bei Gelenkfortsatzbasisfrakturen kommt auch eine operative Reposition in Frage.

Luxation nach dorsal:
Sehr selten. Der Gelenkkopf dringt hier in den Gehörgang ein. 

  • Symptomatik:
    Blutung aus dem Gehörgang, Okklusionsstörung. Bewegungseinschränkung des Unterkiefers.

  • Therapie:

    • Reposition.
    • Mandibulo-maxilläre Fixation mit Hypomochlion.
    • Aktivatorbehandlung.

 

Zentrale Luxation:
Sehr selten. Der Gelenkkopf durchbricht die knöcherne Gelenkpfanne und dringt in die mittlere Schädelgrube ein.

Symptomatik:

Okklusionsstörung mit offenem Biss auf der gesunden Seite. Bewegungseinschränkung des Unterkiefers.

Die Diagnose muss durch Schichtaufnahmen gesichert werden.

Therapie:

  • Reposition mit Knochenhaken.
  • Reposition mit Hilfe eines an den Kieferwinkeln angreifenden Kirschnerbügels (Niederdellmann und Schilli).
  • Allmähliche Reposition durch mandibulo-maxilläre Gummizüge unter Verwendung dentaler Schienen mit Hypomochlion.

 

Subluxation:
Diskus und Gelenkkopf sind gegeneinander verschoben.

  • Subluxation vor den Diskus:
    Mundöffnung nicht behindert. Der Zusammenbiss ist auf der kranken Seite gestört. Die Mittellinie weicht zur gesunden Seite ab.
    Bei doppelseitiger Subluxation befindet sich der Unterkiefer in leichter Vorbissstellung.
  • Subluxation hinter den Diskus:
    Behinderung der Vorschubbewegung. Bei der Mundöffnung weicht der Unterkiefer zur kranken Seite ab.

    Bei doppelseitiger Subluxation frontal offener Biss.
  • Therapie:

    • Einrenkung in Narkose.
    • Bei veralteten Fällen Diskusexzision.

Alte, nicht mehr manuell reponierbare doppelseitige Kiefergelenkluxation
Alte, nicht mehr manuell reponierbare doppelseitige Kiefergelenkluxation
Alte, nicht mehr manuell reponierbare doppelseitige Kiefergelenkluxation
Alte, nicht mehr manuell reponierbare doppelseitige Kiefergelenkluxation
Situation nach operativer Reposition und mandibulo-maxillärer Fixation für zwei Wochen
Situation nach operativer Reposition und mandibulo-maxillärer Fixation für zwei Wochen
Situation nach operativer Reposition und mandibulo-maxillärer Fixation für zwei Wochen
Situation nach operativer Reposition und mandibulo-maxillärer Fixation für zwei Wochen