Kiefergelenk- Erkrankungen

Degenerative Erkrankung mit primärer Schädigung des Gelenkknorpels und sekundärem Knochenumbau mit Deformierung des Gelenks.

Ursachen:

Missverhältnis zwischen Belastung und Widerstandsfähigkeit der Gelenkflächen.

Organische Ursachen:

  • Gelenkkopffraktur mit Nekrose und deformierendem Umbau.
  • Gelenkkontusion.
  • Arthritis.

Funktionelle Fehlbelastungen:

  • Myoarthropathien.
  • Dysgnathien.
  • Fehlen seitlicher Stützzonen.
  • Habituelle Luxation der Kiefergelenke.

Symptomatik:

Arthrogene Schmerzen bei Bewegungen des Unterkiefers, später auch spontan und neuralgieartig in Hinterkopf, Ohr und Zunge, mitunter auch in die ganze Gesichtsseite ausstrahlend (Costen-Syndrom).

Myogene Schmerzen.

Bewegungsstörungen: Öffnungshemmungen und Seitenabweichungen.

Gelenkgeräusche: Intermediäre Knackgeräusche durch plötzliche Verschiebung des Diskus während der Öffnungsbewegung. Reibe- und Knirschgeräusche treten auf bei völliger Zerstörung des Knorpelüberzuges, wenn die Knochenflächen aneinander reiben.

Die Röntgenuntersuchung (Panoramaschichtaufnahme, Schülleraufnahme, CT und MR) kann Frühveränderungen an den Knorpelflächen nicht darstellen, wohl aber den späteren Knochenumbau: Verschmälerung des Gelenkspalts, Schliffflächen am vorderen Bereich des Gelenkkopfes und an der Hinterseite des Gelenkhöckers. Randwülste und -zacken.

Die Arthroskopie ermöglicht eine Beurteilung der Gelenkflächen und des Diskus.

Differenzialdiagnose:

Chronische Arthritis, Trigeminusneuralgie, Myoarthropathie, Gelenkkontusionen und -frakturen.

Therapie:

  • Ausschaltung funktioneller Fehlbelastungen, wie bei den Myoarthropathien beschrieben (siehe Myoarthropathien).
  • Maximale Gelenkentlastung durch Aufbissplatte mit Hypomochlion auf der kranken Seite: Ein punktförmiger Aufbisskontakt wird als Drehpunkt für den Unterkiefer am letzten Molaren angebracht. Beim Zusammenbiss weicht der Gelenkkopf nach unten aus, wobei die Gelenkflächen geschont werden. Durch Ausschaltung der Reibekontakte soll ihnen Gelegenheit zur Abheilung gegeben werden. Nach zwei Wochen soll das Hypomochlion schrittweise heruntergeschliffen werden.
  • Bei doppelseitiger Arthrosis deformans wird ein Hypomochlion auf beiden Seiten angebracht. Hier muß die Drehbewegung durch eine Kopf-Kinn-Kappe mit elastischen Bändern unterstützt werden.
  • Intraartikuläre Hydrocortisoninjektionen nach vorheriger Lokalanästhesie. Eine Indikation ist gegeben, wenn der arthrogene Schmerz durch eine periartikuläre Lokalanästhesie ausgeschaltet werden kann, aber nach Abklingen der Anästhesie wiederkehrt.
  • Arthrozentese: Spülung des oberen Gelenks nach Lokalanästhesie und Punktion mit Kochsalzlösung. Es werden zwei Kanülen in den Gelenkspalt eingestochen; über die eine Kanüle wird gespült, über die andere fließt die Spülflüssigkeit ab. Durch diese Spülung wird die Beweglichkeit des Unterkiefers verbessert; die Schmerzen werden reduziert.
  • Eine modellierende Arthroplastik kann vorgenommen werden, wenn auf konservativem Wege keine Besserung zu erzielen ist. Nach Eröffnung der Gelenkkapsel werden die Gelenkflächen revidiert und geglättet. Der Diskus kann gegebenenfalls reponiert oder durch Interposition einer Silastikfolie ersetzt werden.
  • In Extremfällen kann eine Resektion des Gelenkkopfes mit Ersatz durch ein Rippentransplantat mit knorpligem Ende oder durch einen Silastikblock vorgenommen werden (siehe Ankylose).
  • Eine operative Diskusreposition kommt in Betracht, wenn eine Diskusverlagerung nach vorn vorliegt.
  • Arthroskopische Eingriffe können ebenfalls vorgenommen werden. Hier sind zu nennen: Abtrennung von fibrösen Adhärenzen bei fixiertem Diskus und Diskusreposition.
  • Postoperativ ist nach operativen Eingriffen am Kiefergelenk eine intermaxilläre Fixation für maximal eine Woche vorzunehmen. Anschließend ist eine funktionelle Nachbehandlung erforderlich.
Deformierung des Gelenkkopfes bei Arthrosis deformans des Kiefergelenks
Deformierung des Gelenkkopfes bei Arthrosis deformans des Kiefergelenks