Chronische, in mehreren Stadien ablaufende Infektionskrankheit, die in erster Linie durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Erreger ist die Spirochaeta pallida (Treponema pallidum), die durch direkten Kontakt übertragen wird und über Epitheldefekte ins Gewebe eindringt.
Zum Erregernachweis wird – in der Regel aus dem Primäraffekt – nach mechanischer Reizung austretendes Serum entnommen und mikroskopisch im Dunkelfeld untersucht, wobei die sich bewegenden Spirochaeten gut zu erkennen sind.
In der 5. Woche nach der Infektion werden auch die serologischen Reaktionen (Wassermannsche Reaktion u.a.) positiv.
Primäraffekt: Tritt etwa drei Wochen nach der Infektion am Ort des Eindringens der Spirochaeten auf und kommt in 3 bis 5 % der Fälle in der Mundhöhle, in erster Linie an den Lippen und an der Zunge, aber auch an der übrigen Mundschleimhaut vor als scharf umschriebener derber bräunlich-roter Knoten, der in kurzer Zeit zu einem rundlichen schinkenfarbenen, lackartig glänzenden harten und schmerzlosem Ulkus mit einem Durchmesser von etwa 1,5 cm wird, das reichlich Spirochaeten enthält und hochinfektiös ist. Im Bereich der Mundhöhle ist der Ulkusgrund meistens schmierig belegt, an den Lippen können sich durch Eintrocknung Krusten bilden.
Zum Primäraffekt gehört ferner eine schmerzlose Schwellung der regionären Lymphknoten.
Das Sekundärstadium beginnt etwa zehn Wochen nach der Infektion durch hämatogene Generalisierung der Spirochaeten. Im Bereich der Mundschleimhaut entwickeln sich – bereits einige Tage bevor das Hautexanthem auftritt – fleckige dunkelrote Exantheme im Bereich der Tonsillen und des weichen Gaumens, die miteinander konfluieren. Später entstehen dunkelrote linsengroße Papeln (Plaques muqueuses), die sich durch Hyperkeratose weißlich färben (Plaques opalines) oder ulzerös zerfallen (Plaques erosives) und dann hochinfektiös sind.
Die Spätsyphilis tritt zwei bis zehn Jahre nach der Infektion nur noch bei Patienten auf, bei denen die ersten beiden Stadien nicht behandelt oder nicht bemerkt wurden. An Lippen, Gaumen und Zunge bilden sich erbsen- bis haselnussgroße schmerzlose Knoten (Gummen), die erweichen und ulzerieren sowie auch Verhornung (Leukoplakie) aufweisen können. Am Gaumen kann nach Abheilung der gummösen Entzündung eine Perforation zur Nase zurückbleiben.
Die angeborene Syphilis (Lues connata) wird von der erkrankten Mutter auf den Fetus unter Umgehung eines Primäraffekts übertragen.
Innerhalb der ersten drei Monate tritt ein Schnupfen mit eitriger Absonderung aus der Nase und Borkenbildung am Naseneingang auf. Bei der Abheilung kann durch Vernarbung des Nasengerüsts eine Sattelnase entstehen.
An den Lippen können papulo-erosive Veränderungen mit radiären Einrissen auftreten, aus denen Lippennarben (Parrotsche Furchen) werden. In der Spätperiode treten in der Mundhöhle Gummiknoten auf.
Als Hutchinsonsche Trias bezeichnet man eine Späterscheinung mit Hornhauttrübung, Labyrinthtaubheit und Zahnfehlbildungen: Die Kronen der mittleren oberen Schneidezähne sind tonnenförmig konfiguriert und haben halbmondförmige Einziehungen der Schneidekanten. Die Kronen der oberen Sechsjahresmolaren verjüngen sich knospenförmig zur Kaufläche und sind durch Schmelzhypoplasien missgestaltet.
Therapie: