Fehlbildungen

Dysgnathien sind nicht immer auf einen Kiefer beschränkt. Sie können vielmehr auch gleichzeitig in beiden Kiefern auftreten. So kann eine maxilläre Prognathie mit einer mandibulären Retrognathie kombiniert sein. Bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten ist die Kombination einer Retrognathie des Oberkiefers mit einer Prognathie des Unterkiefers möglich. Darüber hinaus gibt es Kombinationen dieser Dysgnathien mit einem offenen Biss oder Tiefbiss.

In solchen Fällen kann gleichzeitig in beiden Kiefern operiert werden:

  • Bei maxillärer Prognathie und mandibulärer Retrognathie kann die Rückverlagerung des oberen anterioren Segments mit einer Vorverlagerung des Unterkiefers kombiniert werden.
  • Bei Kombination einer maxillären Retrognathie mit einer mandibulären Prognathie können gleichzeitig eine Le-Fort-I-Osteotomie mit Vorverlagerung des Oberkiefers und eine Dal-Pont-Osteotomie mit Rückverlagerung des Unterkiefers vorgenommen werden.
    Für die richtige Positionierung des Ober- und Unterkiefers werden 2 Bissschlüssel benötigt. Nach der Le-Fort-I-Osteotomie wird der Oberkiefer mit Hilfe eines Zwischenbissschlüssels in die festgelegte Position gebracht und durch Miniplattenosteosynthese fixiert. Danach erfolgt die Unterkieferosteotomie. Mit Hilfe eines zweiten Bissschlüssels, der die bereits erreichte Position des Oberkiefers berücksichtigt, wird dann der Unterkiefer in die ermittelte Okklusion eingestellt und durch mandibulo-maxilläre Fixation – gegebenenfalls auch durch Zugschraubenosteotomie in den aufsteigenden Ästen – stabilisiert.
  • Grundsätzlich können die meisten orthopädischen Operationen im Ober- und Unterkiefer miteinander kombiniert werden. Die Operationsplanung sollte in jedem Fall zusammen mit dem Kieferorthopäden erfolgen.