Eingriffe im Bereich der Weichteile
Eingriffe im Bereich des Knochens
Radikaloperation:
Bei bösartigen Tumoren wird unter Opferung von gesundem Gewebe eine Radikaloperation vorgenommen. Dabei wird das Tumorgewebe unter Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstandes zusammen mit dem angrenzenden gesunden Gewebe entfernt, wobei in der Regel ein größerer Weichteil- und/oder Knochendefekt entsteht.
Bei Befall der regionären Lymphknoten müssen diese durch eine so genannte neck dissection ausgeräumt werden.
Die neck dissection ist eine Routineoperation, die indiziert ist, wenn bei nachgewiesenem Karzinom auch vergrößerte regionäre Lymphknoten vorhanden sind.
Bei negativem Lymphknotenbefund wird bei T1-Tumoren keine neck dissection vorgenommen. Bei T2-Tumoren sind die Meinungen geteilt. T3- und T4-Tumoren erfordern auch ohne einen positiven Lymphknotenbefund eine neck dissection.
Bei der neck dissection werden die folgenden Regionen ausgeräumt:
Zusätzlich werden die folgenden Strukturen entfernt:
Modifikationen der neck dissection mit reduzierter Radikalität werden unter besonderen Umständen vorgenommen:
Rezidivoperationen
Tritt nach einer Radikaloperation ein Rezidiv auf, so kann – wenn noch eine Heilungschance besteht – eine Nachresektion vorgenommen werden.
Die Entfernung lymphogener Spätmetastasen, die nach einer Radikaloperation ohne Lymphknotenausräumung auftreten können, ist genau genommen keine Rezidivoperation, sondern ein nachträglich ausgeführter Teil der Primäroperation. Die Erfolgsaussichten sind hier bedeutend günstiger als bei den eigentlichen Rezidivoperationen.
Entfernung hämatogener Metastasen
Tritt nach einer Radikaloperation eine solitäre hämatogene Spätmetastase auf, so kann deren operative Entfernung sinnvoll sein, obgleich man das Vorliegen weiterer Metastasen niemals ausschließen kann.
Sind mehrere hämatogene Tochtergeschwülste vorhanden, so kommt eine operative Entfernung nicht mehr in Frage.
Unterkieferersatz:
Nach Segmentresektion oder Exartikulation des Unterkiefers wird das fehlende Segment durch ein Knochentransplantat ersetzt. Die Fixation erfolgt in der Regel durch funktionsstabile Osteosynthese mit einer Rekonstruktionsplatte (siehe Frakturen des Unterkiefers).
Eine alloplastische Überbrückung kommt nur als temporärer Platzhalter in Betracht.
Avaskuläre Knochentransplantate werden vom Beckenkamm oder als Rippensegmente entnommen. Nach der Implantation dringt gefäßhaltiges Granulationsgewebe des Lagergewebes in das Transplantat ein, dem sich überlebende Osteoklasten und Osteoblasten des Transplantats zugesellen. Unter Resorption der inzwischen abgestorbenen Knochen- und Knochenmarksubstanz dringt das einwachsende Granulationsgewebe in das Hohlraumsystem des Transplantats ein. Überlebende Osteoblasten des Transplantats und zu Osteoblasten metaplasierte Lagergewebszellen ersetzen resorbierte Knochensubstanz durch neu gebildeten Knochen, wobei ein innerer Umbau stattfindet.
Da bei fast allen Unterkieferresektionen die Mundschleimhaut eröffnet wird, kommt es zwangsläufig zu einer Kontamination der Wundfläche mit Mundkeimen, wodurch die Einheilung des Transplantats durch Infektion behindert werden kann.
Durch hochdosierte präoperative intravenöse Antibiotikainfusion kann das zu entnehmende Knochentransplantat mit dem Antibiotikum angereichert werden, wodurch es widerstandsfähiger wird. Die Antibiotikatherapie wird dann postoperativ weitergeführt.
Im Hinblick auf die trotz Antibiotikaprophylaxe erhöhte Infektionsgefahr wird die primäre Transplantation avaskulärer Knochentransplantate nur noch selten vorgenommen:
Der Kinnersatz durch ein Rippentransplantat kann als provisorische Maßnahme zur Vermeidung einer Tracheotomie vorgenommen werden. Die endgültige Rekonstruktion erfolgt dann als sekundärer Ersatz.
Mikrovaskulär anastomosierte Transplantate sind weniger infektionsgefährdet. Sie werden hauptsächlich vom Beckenkamm entnommen. Die ernährenden Gefäße, die A. und V. circumflexa ileum profunda und superficialis, werden zusammen mit dem Beckenkammtransplantat entnommen und mit der A. und V. facialis anastomosiert.
Das mikrovaskulär anastomosierte Knochentransplantat bleibt im Gegensatz zum avaskulären Knochentransplantat vollständig vital, wodurch eine postoperative Infektionsgefahr erheblich vermindert wird.
Seltener werden zum Unterkieferersatz mikrovaskulär anastomosierte Osteomyokutanlappen von der Skapula verwandt.
Sekundäre Defektdeckung
Sekundäre Rekonstruktionen werden bei gutartigen Tumoren einige Wochen oder Monate nach der Tumorentfernung vorgenommen. Bei malignen Geschwülsten wartet man nach Möglichkeit mindestens ein Jahr Rezidivfreiheit ab.
Durch Röntgen-, Beta- und Gammastrahlen werden Krebszellen – vermutlich durch Mutation – stärker geschädigt als gesunde Körperzellen. Hochdifferenzierte gutartige Tumoren sprechen dagegen auf Strahlentherapie kaum anders an als gesundes Gewebe.
Bestrahlungsmöglichkeiten:
Bestrahlungen mit konventionellen Röntgenstrahlen, Radium und radioaktiven Isotopen werden heute nur noch selten vorgenommen.
Die Supervolt-Therapie arbeitet mit energiereicher Strahlung und wird heute hauptsächlich eingesetzt:
Indikationen:
In Kombination mit Radikaloperation von Karzinomen bei T 3- und T 4-Tumoren, mitunter auch bei T 2-Tumoren.
Kurative Bestrahlung bei sehr strahlensensiblen Tumoren, gegebenenfalls in Kombination mit einer Zytostatikabehandlung.
Operationsunfähigkeit des Patienten (hohes Alter, intermediäre Begleiterkrankungen) oder Ablehnung einer Operation durch den Patienten.
Palliative Bestrahlung bei fortgeschrittenen inoperablen Tumoren.
Strahlenschäden:
Durch Kombination der Strahlentherapie mit der Radikaloperation können die Erfolge bei fortgeschrittenen Tumoren verbessert werden. Für diese Kombinationstherapie gibt es folgende Möglichkeiten:
Die Vorbestrahlung wird hauptsächlich bei ausgedehntem Tumorbefall vorgenommen, um die Geschwulst temporär zu inaktivieren und ihr Volumen zu reduzieren. So kann ein bereits inoperabler Tumor operabel gemacht werden. Dabei wird die volle Tumordosis von 60 Gy appliziert.
Der günstigste Zeitpunkt für die Operation liegt in der dritten bis vierten Woche nach Beendigung der Bestrahlung. Danach muss mit radiogenen Wundheilungsstörungen gerechnet werden.
Eine Nachbestrahlung mit 60 Gy wird durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass der Tumor auf operativem Wege nicht restlos beseitigt werden konnte. Mit der postoperativen Bestrahlung wird nach Abschluss der Wundheilung begonnen.
Bei der Sandwich-Technik wird prä- und postoperativ bestrahlt. Unmittelbar nach der präoperativen Bestrahlung mit 30 Gy wird die Radikaloperation vorgenommen. Nach abgeschlossener Wundheilung beginnt die Nachbestrahlung mit weiteren 30 Gy. Eine Indikation für diese Technik besteht bei allen T3- und T4-Tumoren und bei T2-Karzinomen im hinteren Bereich der Mundhöhle sowie bei verbackenen Lymphknoten.
Eine Nachoperation kann im Anschluss an eine als kurativ konzipierte Bestrahlungstherapie notwendig werden, wenn der Tumor durch die Bestrahlung nicht beseitigt werden konnte oder ein Defekt entstanden ist, der einer plastisch-chirurgischen Wiederherstellung bedarf.
Bei der Chemotherapie maligner Geschwülste soll das Tumorwachstum durch Zytostatika gehemmt werden. Diese wirken als Zell- und Mitosegifte auf besonders intensiv wachsendes Gewebe ein, indem sie in den Mitoseablauf bzw. in die Synthese der Desoxyribonukleinsäure (DNS) eingreifen.
In der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sind die folgenden Zytostatika im Gebrauch und können je nach Bedarf miteinander und mit einer radiologischen oder/und chirurgischen Therapie kombiniert werden:
Für den klinischen Bedarf gibt es folgende Anwendungsmöglichkeiten der Zytostatikatherapie:
Durch Laserstrahlung wird im Gewebe Wärme erzeugt, die zur chirurgischen Durchtrennung von Weichgewebe und Knochen oder zur Erzeugung oberflächlicher Koagulationsnekrosen benutzt werden kann. Für chirurgische Zwecke wurden entsprechende Geräte entwickelt. Die Eindringtiefe der Strahlung kann durch die Art der Laserstrahlung begrenzt werden.
Die Laserchirurgie findet Anwendung zur Beseitigung kleiner gutartiger Tumoren und von Leukoplakiearealen. Die befallenen Schleimhautveränderungen werden oberflächlich koaguliert und die Nekrosen mechanisch entfernt. Die Heilung erfolgt über die freie Granulation.