Zum Zahnhalteapparat gehören alle Anteile, die zur Verankerung der Zähne beitragen. Außerdem bewirkt der Aufbau des Zahnhalteapparates die Dämpfung der auf die Zähne einwirkenden Kräfte, die beim festen Zubeißen einem Gewicht von bis zu 80 kg entsprechen können. Die Zahnwurzeln befinden sich in den Zahnfächern, den Alveolen. Der Anteil des Oberkiefer- bzw. des Unterkieferknochens, der die Zahnfächer enthält, wird daher als Alveolarfortsatz bezeichnet. Die Gewebeanteile, die die Zähne in den Alveolen befestigen und den Zahnhalteapparat bilden, sind:
1. Alveolarfortsatz (Processus alveolaris),
2. Wurzelzement (Zementum),
3. Wurzelhaut (Desmodont oder Periodontium),
4. Zahnfleisch (Gingiva)
Das Wurzelzement bedeckt die Zahnwurzel vom Zahnhals bis zur Wurzelspitze. Am Wurzelzement sind die Fasern der Wurzelhaut, die zum Alveolarknochen ziehen, verwachsen. Es dient somit in erster Linie dazu, den Zahn in der Alveole zu verankern.
Bindegewebsfasern, die auch als Sharpey’sche Fasern bezeichnet werden, sind der Hauptbestandteil der Wurzelhaut. Sie verbinden den Alveolarknochen der Zahnfächer mit dem Wurzelzement des Zahnes. Die Sharpey’schen Fasern strahlen in die kompakte Knochenschicht der Alveolenwandung ein. Die einzelnen Zähne sind also nicht mit dem Alveolarknochen verwachsen, sondern durch Bindegewebsfasern in der Alveole hängend befestigt. Dadurch wird beim Beißen und Kauen der Druck der Belastung in Zugbelastung umgeformt. Diese Zugbelastung stellt einen physiologischen Reiz für den Alveolarknochen dar. Fehlt diese Zugbelastung, z.B. weil ein Zahn entfernt wurde, so bildet sich der Alveolarknochen zurück, was man bei Patienten, die schon länger zahnlos sind, gut beobachten kann.
Neben den Sharpey’schen Fasern enthält die Wurzelhaut ein dichtes Blutgefäßnetz, was zum einen die Zellen des Wurzelzements und die Bindegewebszellen der Wurzelhaut ernährt, zum anderen dämpfen die Blutgefäße den Kaudruck. Außerdem befinden sich in der Wurzelhaut Nervenfasern, die das Druck- und Berührungsgefühl der Zähne vermitteln. Durch diese Nervenfasern können selbst kleinste Dinge, die sich zwischen den Zähnen befinden, wahrgenommen werden. Diese Reize werden an das Gehirn weitergeleitet, wodurch der Kaudruck der Kaumuskulatur gesteuert wird. Dadurch kann im Sinne einer Schutzfunktion der Biss auf einen harten Gegenstand etc. reflexartig unterbrochen werden. Übermäßige Druckbelastungen auf den Zahn und den Zahnhalteapparat werden so vermieden.
Die Knochenfächer (Alveolen) für die Zähne befinden sich in den Alveolarfortsätzen der Kiefer. Der Knochen beginnt bei einem gesunden Zahnhalteapparat etwa 1 bis 2 mm unterhalb der Grenze zwischen Wurzelzement und Schmelz.
Das Zahnfleisch (Gingiva) bedeckt zum einen den Bereich des Zahnhalses sowie den oberen Teil des Alveolarfortsatzes, zum anderen bildet es im Bereich zwischen den Zähnen als interdentale Gingiva jeweils eine Interdentalpapille, die den Approximalraum ausfüllt. Die freie oder marginale Gingiva verläuft als schmaler, gleichmäßig breiter Saum wellenförmig parallel zu den Zahnhälsen. Die Breite beträgt etwa 1,5 bis 2,5 mm. Innerhalb der marginalen Gingiva ziehen Bindegewebsfasern unter anderem zum Zahnzement und zum Alveolarknochen. Im Bereich des Zahnhalses haftet die marginale Gingiva mithilfe eines speziellen Saumepithels.
Zwischen der Zahnoberfläche und der marginalen Gingiva besteht eine 1 bis 2 mm tiefe Zahnfleischfurche, die als Sulcus gingivae bezeichnet wird. Er wird durch Flüssigkeit aus dem Gewebe und Speichel durchspült. Wird mit einer Parodontalsonde eine Sulkustiefe von 3 mm und mehr gemessen, liegt eine Zahnfleischtasche vor, die zur Erhaltung des Zahnes behandelt werden muss. Das Saumepithel liegt ringförmig um den Zahnhals. Es bildet den Boden der Zahnfleischfurche bzw. der parodontalen Tasche und haftet am Zahn. Es dichtet so den Knochen vor den äußeren Einflüssen der Mundhöhle ab.
Im Gegensatz zur marginalen Gingiva ist die 1 bis 9 mm breite befestigte Gingiva (attached Gingiva oder Gingiva propria) unverschieblich auf dem Alveolarknochen befestigt. Sie ist blassrosa und besitzt eine matte, getüpfelte Oberfläche. Diese Tüpfelchen (Stippling) werden durch den Zug der bindegewebigen Faserbündel an der Unterseite erzeugt, die die Befestigung an der Knochenhaut des Alveolarfortsatzes und am Wurzelzement gewährleisten. Die Befestigung ist stark genug, um den Krafteinwirkungen beim Kauen und Beißen zu widerstehen. An der mukogingivalen Grenze geht die befestigte Gingiva in die verschiebliche Schleimhaut des Alveolarfortsatzes über.