Die nicht odontogenen Zysten des Kiefer- und Mundhöhlenbereiches sind entweder Fehlentwicklungen embryonaler Zellen – also dysontogenetischen Ursprungs – oder Retentionszysten der Speicheldrüsen und bedeutend seltener als odontogene Zysten.
Die nasopalatinalen Zysten entstehen aus persistierendem Epithel des Canalis nasopalatinus.
Symptomatik:
Die Zyste liegt in der Mittellinie oberhalb der Wurzeln der beiden mittleren Schneidezähne. Eine Auftreibung des harten Gaumens ist meistens nicht erkennbar.
Das Röntgenbild (Oberkieferaufbissaufnahme) zeigt eine scharf begrenzte symmetrische birnenförmige Aufhellung, deren Spitze zwischen den Wurzeln der mittleren Schneidezähnen liegt und deren rundliche Kuppel nasenwärts gerichtet ist.
Differenzialdiagnose:
Bei paramedianer Einstellung der Aufbissaufnahme kann sich die Aufhellung über die Wurzelspitze eines der beiden mittleren Schneidezähne projizieren. Eine Verwechslung mit einer radikulären Zyste wäre dann möglich, besonders wenn der betroffene Zahn devital ist und ein Parodontalspalt fehlt.
Ferner müssen osteolytische Tumoren abgegrenzt werden.
Therapie:
Bei großen Zysten mit Resorption des knöchernen Nasenbodens kommt auch eine Zystostomie mit Einschlagen des Schleimhautlappens in Frage.
Entstehung aus persistierendem Epithel des Canalis nasopalatinus.
Symptomatik:
Liegt außerhalb des Knochens im Bereich der Gaumenpapille als halbkugelförmige Vorwölbung.
Therapie:
Die Naseneingangszyste entsteht aus Resten der Hochstetterschen Epithelmauer bei der Bildung des Nasenbodens. Die Zyste wird als abortive Form einer Lippen-Kiefer-Spalte angesehen.
Symptomatik:
Die Zyste sitzt der Apertura piriformis subperiostal auf und hebt den Nasenflügel an. Palpatorisch ist eine rundliche prall-elastische Schwellung tastbar.
Therapie:
Entwicklung aus Resten der Hochstetterschen Epithelmauer. Die Zyste liegt im Knochen in der Gegend des seitlichen Schneidezahnes und wird wie die Naseneingangszyste als abortive Lippen-Kiefer-Spalte angesehen.
Symptomatik:
Die Zyste liegt entweder im Bereich des seitlichen Schneidezahnes, der nicht selten missgestaltet ist, oder zwischen diesem und dem Eckzahn, wobei die Wurzeln dieser Zähne auseinandergedrängt sind. Die Zyste unterscheidet sich nicht von einer zahnlosen odontogenen Zyste. Sie kann eine beträchtliche Größe annehmen und die Kieferhöhle verdrängen.
Therapie:
Entwickelt sich aus eingeschlossenem Epithel an der Vereinigungsstelle der Gaumenfortsätze. Die Zyste ist eine Rarität.
Symptomatik:
Umschriebene Vorwölbung in der Mitte des harten Gaumens.
Im Röntgenbild scharf begrenzte rundlichen Aufhellung.
Therapie:
Die Genese ist unklar. Möglicherweise Primordialzyste.
Symptomatik:
Auftreibung im mittleren Bereich des Unterkiefers und zystische Aufhellung im Röntgenbild.
Therapie:
Aus persistierenden Resten des Ductus thyreoglossus können zwischen Zungengrund und Schilddrüse Zysten oder Fisteln entstehen.
Symptomatik:
Median gelegene rundliche, scharf begrenzte, leicht verschiebliche schmerzlose Schwellung am Zungengrund, im Zungenkörper, im Mundboden, in der Submentalregion oder im Halsbereich zwischen Zungenbein und Schilddrüsenisthmus. Manchmal ist zusätzlich ein strangförmiger Fortsatz tastbar, der durch das Zungenbein verläuft und nach oben oder unten verfolgt werden kann und einem obliterierten Rest des Ductus thyreoglossus entspricht.
Als mediane Halszyste wird die in der Submentalregion oder unterhalb des Zungenbeins gelegene Zyste bezeichnet.
Eine mediane Halsfistel entsteht, wenn die Zyste sich infiziert und nach außen durchbricht. Ein Durchbruch ist auch am Zungengrund in die Mundhöhle möglich.
Therapie:
Operative Entfernung bei der medianen Halszyste von extraoral unter Resektion des mittleren Teils des Zungenbeins und bei Zungengrund- und Mundbodenzysten von intraoral.
Entwicklung aus dem Epithel der 2. Kiemenfurche (äußere Kiemengangsfistel) oder aus der 2. Schlundtasche (innere Kiemengangsfistel). Bei gleichzeitiger Ausbildung einer inneren und äußeren Kiemengangsfistel fehlt in der Regel die Trennwand und es entsteht eine durchgehende Kiemengangsfistel.
Symptomatik:
Äußere Kiemengangsfistel: Mündet über dem Vorderrand des M. sternocleidomastoideus im unteren Drittel des Halses und lässt sich einige Zentimeter tief sondieren.
Innere Kiemengangsfistel: Mündet in der Tonsillenbucht und wird in der Regel nicht bemerkt.
Durchgehende Kiemengangsfistel: Reicht von der Tonsillenbucht bis zum unteren Drittel des Halses, wo sie über dem Vorderrand des M. sternocleidomastoideus austritt.
Therapie:
Wird heute nicht mehr als Abkömmling des Kiemenfurchenepithels angesehen. Entwicklung wahrscheinlich aus Epithelkeimen, die in Halslymphknoten versprengt wurden.
Symptomatik:
Rundliche schmerzlose, gut abgegrenzte verschiebliche Schwellung im Karotisdreieck oder in der Submandibularregion.
Differenzialdiagnose: Tumoren und Lymphome.
Therapie:
Sekretstauung bei Verschluss eines Ausführungsganges durch angeborene Fehlbildung oder durch narbige Stenosierung auf entzündlicher oder traumatischer Basis.
Ranula:
Retentionszyste der Glandula sublingualis.
Symptomatik:
Prall-elastische rundliche Mundbodenschwellung mit blauem Farbton, direkt unter der Mundbodenschleimhaut liegend. Die Ranula kann eine beträchtliche Größe erreichen und ist in der Regel einseitig lokalisiert, nur selten wird die Mittellinie überschritten.
Therapie:
Symptomatik:
An Zungenunterfläche, Lippen, Wangen und Gaumen als scharf umschriebene rundliche – am harten Gaumen halbkugelige – prall-elastische Gebilde, nur selten den Durchmesser von einem Zentimeter überschreitend.
Differenzialdiagnose:
Tumoren, insbesondere der Speicheldrüsen.
Therapie:
Symptomatik:
Selten vorkommende Zysten.
Parotiszyste: Rundliche, gut verschiebliche, scharf abgegrenzte schmerzlose Schwellung innerhalb des Drüsenkörpers.
Zyste der Glandula submandibularis: Schmerzlose Vergrößerung und Verhärtung der Drüse.
Differentialdiagnose:
Tumor, in der Submandibulardrüse auch Sialoadenitis.
Therapie:
Schleimzyste der Kieferhöhle
Retentionszyste einer Drüse der Kieferhöhlenschleimhaut.
Symptomatik:
In der Regel keine Beschwerden. Die Zyste wird meistens als Zufallsbefund anlässlich einer Röntgenaufnahme der Nasennebenhöhlen entdeckt. Sie entwickelt sich meistens am Boden der Kieferhöhle und wölbt sich als halbkugelige, scharf begrenzte Verschattung in die Kieferhöhle vor, die sie gelegentlich auch ganz ausfüllen kann.
Differenzialdiagnose:
Tumor.
Therapie:
Solitäre Knochenzyste:
Zystischer Hohlraum im Knochen mit gasförmigem oder dünn- bis zähflüssigem Inhalt ohne Epithelauskleidung, hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen, selten bei Erwachsenen vorkommend.
Die Genese ist nicht bekannt. Es gibt folgende Vermutungen:
Symptomatik:
Hauptsächlich in den langen Röhrenknochen, aber auch im Unterkiefer zwischen Kieferwinkel und Eckzahngegend. Röntgenologisch besteht kaum ein Unterschied gegenüber odontogenen Zysten.
Differenzialdiagnose:
Odontogene Zysten ohne Beziehung zu einer Zahnanlage, nicht odontogene Zysten. Eine Diagnose kann oft erst bei der Operation gestellt werden, wenn eine leere Höhle vorliegt oder der Zystenbalg kein Epithel enthält. Bei leeren Zysten kann der N. alveolaris inferior wie ein Telefondraht durch die Höhle ziehen.
Therapie:
Linguale Eindellung des Unterkieferknochens vor dem Kieferwinkel. Vermutlich Druckatrophie des Knochens durch die Submandibulardrüse oder Umbauvorgänge im Knochen mit sekundärer Einlagerung von benachbarten Weichteilen.
Symptomatik:
Wird als Zufallsbefund auf Röntgenbildern des Unterkiefers (Panoramaschichtaufnahme) entdeckt als rundliche oder ovale, scharf begrenzte Aufhellung vor dem Kieferwinkel und unterhalb des Mandibularkanals, die in der Regel die Kontur des Unterkieferrandes unterbricht.
Differenzialdiagnose:
Knochentumoren und echte Zysten.
Therapie:
Die Zyste besteht aus einem Gewebe, das kavernöse, mit Blut gefüllte Hohlräume, Riesenzellen und Osteoid enthält.
Entstehung unklar. Es könnte eine Sonderform eines Riesenzellgranuloms, eine hämangiomatöse Umwandlung eines ossifizierenden Fibroms, ein resorptives Granulom nach Trauma oder eine Gefäßentwicklungsstörung vorliegen.
Symptomatik:
Die seltene, schnell wachsende Veränderung tritt am ehesten bei Jugendlichen als Knochenauftreibung auf.
Das Röntgenbild zeigt eine rundliche bis ovale scharf begrenzte Aufhellung.
Differenzialdiagnose:
Andere Zysten und Tumoren.
Therapie:
Entwicklung aus versprengtem Hautepithel, das beim Schluss der embryonalen Spalten in der Tiefe eingeschlossen oder durch ein Trauma verlagert wurde.
Dermoidzysten enthalten verhornendes Plattenepithel und Hautanhangsgebilde (Haarfollikel und Talgdrüsen) und als Inhalt fettigen Hornbrei mit Haaren.
Epidermoidzysten sind von verhornendem Plattenepithel ausgekleidet und enthalten eingedickten Hornbrei.
Atherome sind intraepitheliale Epidermoidzysten mit verhornendem Plattenepithel und breiigem Inhalt. Sie entstehen im Bereich der Haut als Fehlbildungen der Haar-Talgdrüsen-Follikel oder als Retentionszysten der Talgdrüsen.
Klinische Formen und Symptomatik:
Dermoid- und Epidermoidzysten kommen in der Mittellinie des Mundbodens und des Submentalbereiches vor.
Die sublinguale Zyste ist als rundliche schmerzlose Schwellung des Mundbodens erkennbar. Bei dünner Schleimhaut schimmert ein gelblicher Farbton durch.
Die submentale Zyste täuscht ein Doppelkinn vor. Die rundliche Zyste ist gegen die Halshaut und gegen die Umgebung verschieblich.
Das Atherom liegt als kugeliges derbes Gebilde in der Kutis und dehnt sich bis in die subkutane Schicht aus. Bei Infektion treten anhaltende Fisteleiterungen auf.
Differenzialdiagnose:
Bei allen Zystenformen müssen Tumoren und Zysten anderer Genese abgegrenzt werden.
Therapie:
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