Voraussetzungen
Vor einer Implantation sind folgende verfahrenstechnische Punkte zu berücksichtigen bzw. festzulegen:
• Werkstoff
• Implantatform
• Implantatoberfläche
• Operationstechnik
• prothetische Versorgung
• Kosten
• Funktionalität
• Langlebigkeit
• Gewebeverträglichkeit
• Entfernbarkeit
Außerdem sollten folgende Voraussetzungen zur erfolgreichen Implantation erfüllt sein:
• Qualifikation des Behandlers
• notwendige technische Ausstattung
• Bestehen einer Indikation
• Fehlen von Kontraindikationen
• günstige anatomische Knochenverhältnisse
Kontraindikationen sind z.B. Risikopatienten, schwere Allgemeinerkrankungen (z.B. Systemerkrankungen des Knochens, Osteoporose, Diabetes), mangelnde Motivation und Kooperation, mangelnde Mundhygiene, unsaniertes Restgebiss, Knochenmangel im Bereich des Unterkieferkanals oder der Kieferhöhle, Zustand nach Bestrahlung. Da diese komplizierten implantologischen Zusammenhänge dem Patienten meistens unbekannt sind, müssen Art, Umfang, Möglichkeiten, Risiken, Alternativen und Kosten des operativen Eingriffes in einem Beratungsgespräch umfassend besprochen werden.
Implantat Voruntersuchung
Zunächst wird geprüft, ob genug Knochen für das Implantat an der geplanten Stelle vorhanden ist. Dazu werden Gipsmodelle der Kiefer, Messungen der Schleimhautdicke sowie Röntgenbilder mit Miniplastschienen oder computertomographische Aufnahmen ausgewertet. In diese Schienen sind Messkugeln zur räumlichen Orientierung eingearbeitet, die dann im Röntgenbild zu sehen sind. Zur röntgenologischen Implantatplanung gibt es außerdem Folien mit verschiedenen Implantatformen, die auf die Röntgenbilder gelegt werden, um die optimale Implantatposition zu ermitteln. Diese Voruntersuchungen zeigen, wie stark der Knochen an der vorgesehenen Stelle ist. Nach diesen Angaben kann das Implantat in Länge und Dicke ausgewählt werden. Implantate dürfen keine wichtigen anatomischen Strukturen verletzen oder gefährden (z.B. Kieferhöhle, Nachbarzähne, Nerven oder andere Implantate). Eine ungünstige bzw. falsche Lage kann zur Schädigung des Organismus und zum Verlust des Implantates führen. Während der Operation kann die Lage des Implantatbettes und die Ausrichtung der Implantatachse mit einer speziellen Schablone überprüft werden.
Bildgebende diagnostische Verfahren:
Nach der Anästhesie wird der Mukoperiostlappen über der geplanten Knochenregion weggeklappt. Mit einer Bohrschablone und einem dünnen Pilotbohrer wird die Position des Implantats festgelegt. Mit verschiedenen Fräsen wird die Knochenbohrung präpariert, die exakt auf die Größe des Implantats abgestimmt sein muss. Bei jeder Knochenbohrung, in die später das Implantat eingesetzt wird, ist die möglichst atraumatische Präparation eines exakt passenden Implantatbettes anzustreben, damit eine möglichst ideale Stabilität des Implantates erreicht werden kann. Dazu gibt es spezielle außen- oder innengekühlte Fräsen, die mit 0,9 %iger, steriler physiologischer Kochsalzlösung betrieben werden. Nach gründlicher Spülung der Knochenbohrung mit Kochsalzlösung wird das sterile Implantat aus der Verpackung genommen und in den Knochen geschraubt oder gesteckt. Dabei darf die Oberfläche nicht bakteriell kontaminiert werden. Anschließend wird die Schleimhaut über dem Implantat wieder sorgfältig vernäht. Bei der enossalen Implantation wird ein Implantat-Knochen-Verbund angestrebt. Durch spezielle Beschichtungen oder Schraubengewinde kommt es dabei zu einer annähernd physiologischen Druck- und Zugbelastung des Implantats. Die Versorgung von Zahnverlusten mit Implantaten hat zahlreiche Vorteile gegenüber rein prothetischen Maßnahmen (wie z.B. Kronen, Brücken oder Teil- bzw. Totalprothesen).
Bei der knöchernen Einheilung, die als Osseointegration bezeichnet wird, kommt es an der Implantatoberfläche zunächst zu einer Anlagerung von Geflechtknochen, der im Laufe eines Jahres zu lamellärem Knochen ausreift, während sich an der Durchtrittsstelle des Implantats ein Gingivalsaum wie bei einem natürlichen Zahn ausbildet. Osseointegrierte Implantate haben kein Parodontium und sind daher starr mit dem Knochen verbunden.
Es kann aber auch eine fibroossäre Einheilung stattfinden, wobei es nicht zu einer Osseointegration kommt. Solche Fälle werden als Misserfolge gewertet, weil bindegewebig eingeheilte Implantate schnell beweglich werden und in kurzer Zeit durch marginale Infektion verloren gehen.
Sinuslift mit perkrestalem Zugang:
Sinuslift über ein Knochenfenster:
Planungsgespräch: Bei der Besprechung der Ergebnisse aus der Voruntersuchung mit dem Patienten werden genaue zeitliche und implantationsbezügliche Planungen abgestimmt und festgelegt (z.B. Implantattyp, -anzahl und -position sowie prothetische Versorgung).
Implantateinheilung und Knochenanlagerung hängen sehr stark von einem vitalen, funktionsfähigen Knochen ab. Allerdings gibt es darüber hinaus noch andere wichtige material-, form- und verfahrenstechnische Faktoren. So wird z.B. das Implantat beim zweiphasigen Implantationsverfahren erst nach drei bis sechs Monaten prothetisch versorgt und belastet. Beim einphasigen Implantationsverfahren dagegen erfolgt die prothetische Versorgung sofort nach der Implantation. Eine ungünstige Prognose besteht bei vorgeschädigtem Knochenlager (z.B. durch Entzündungen, Knochenmarkserkrankungen, Mineralisationsstörungen und Bestrahlungen).
Bezüglich der Schleimhautsituation nach der Implantation werden unterschieden:
Die transgingivale Implantation, bei der einteilige Implantate eingelagert werden, hinterlässt im Bereich der Schleimhaut eine offene Duchtrittsstelle.
Für die subgingivale Implantation werden zweiteilige Implantate benötigt, die ohne Verlängerungsteil implantiert werden. Nach drei bis sechs Monaten werden die Implantatköpfe in einem Zweiteingriff freigelegt und durch Distanzhülsen, welche die Schleimhaut durchbrechen, verlängert. Danach erfolgt die geplante prothetische Versorgung (Aufbauphase).
Die Implantatnachsorge dient zur Kontrolle von verschiedenen chirurgisch-implantologischen, röntgenologischen, prothetischen und parodontologischen Aspekten (wie z.B. Lockerung, Okklusion, Prothesenlager, Mundhygiene). Der implantatsgetragene Zahnersatz muss v.a. hygienisch günstig gestaltet sein, damit eine Reinigung mit z.B. Zahnbürste, Interdentalbürste und Zahnseide unkompliziert möglich ist. Dadurch sind Implantatverluste in den meisten Fällen vermeidbar. Die Nachsorge sollte Teil eines implantologischen Recall-Programms sein und zweimal im Jahr durchgeführt werden.
Durch funktionell oder infektiös bedingten Knochenabbau in der Umgebung des Implantates bilden sich häufig Knochentaschen, die zu Implantatlockerung und -verlust führen können. Ein Misserfolg kann klinisch diagnostiziert werden z.B. bei Implantatslockerung, Taschenbildung, Schmerzen, Knochenabbau, Ostitis, Sensibilitätsstörungen, Neuralgien und Sinusitis maxillaris.
Zum Verlust von Implantaten führen z.B. Fehler oder Mängel in der
• implantologischen Diagnostik
• Indikationsstellung
• Form-, Material- und Typenauswahl
• Operationstechnik
• Implantatstaktik
• prothetischen Therapie
• Nachsorge und Hygiene
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