Implantat-Zahnersatz - „So naturnah wie möglich“

Fragen an Prof. Dr. med. dent. Germán Gómez-Román (Universität Tübingen), Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Implantologie

Wann ist ein Implantat die beste Lösung?

Die Vorteile liegen auf der Hand: In der Regel kann man mit dem Implantat-Zahnersatz ebenso gut kauen und sprechen wie mit natürlichen Zähnen. Man hat keine Druckstellen, braucht keine Haftcreme, die restlichen natürlichen Zähne müssen nicht unnötig verletzt, das heißt: abgeschliffen werden. Der Zahnersatz sitzt weitgehend natürlich fest, kippelt also nicht an nicht ausreichend gestützten Stellen. Das sind die sogenannten funktionalen Vorteile. Den meisten Menschen ist bei der Zahnersatz-Frage am wichtigsten, dass sie sich auf ihn verlassen können und er „funktioniert“. Außerdem soll er gut aussehen und bitte nicht auffallen. Auch dieser Anspruch lässt sich mit implantatgetragenem Zahnersatz heute sehr überzeugend lösen. Wir hören von unseren Patienten oft, dass sie ganz vergessen, dass sie ein Implantat haben.

Welche Vorzüge bieten Implantate hinsichtlich der Ästhetik?

Hier gibt es viele Möglichkeiten, wobei es auch auf die individuellen Umstände der Patienten ankommt und darauf, ob etwa der geplante Zahnersatz aus zahnähnlicher Keramik gefertigt wird. Werden beispielsweise die Zwischenglieder zwischen Implantat und Krone mit weißer Keramik verblendet oder gleich aus Vollkeramik geformt, gibt es keine dunklen Schatten oder Ränder rund um den Zahnersatz. Ein anderes Beispiel von vielen: Wenn ein Zahn im Frontzahnbereich ersetzt werden soll, müssen keine Befestigungen an Nachbarzähnen erfolgen und damit auch keine Halteverfahren zum Einsatz kommen, die die Nachbarzähne verletzen. Zudem stützt das Implantat je nach Ausgangssituation das Knochenfach und das Weichgewebe naturnah ab und schützt es davor, sich zurückzubilden. Mögliche Zahnfleischverluste können durch sogenannte Augmentationen oft aufgefangen oder ausgeglichen werden – dabei wird das bestehende Gewebe „unterfüttert“. Mit etwas ästhetischem Aufwand kann man auch den Zahnfleischrand schön rund und kraftvoll gestalten, sodass nach der Implantatversorgung die Region manchmal sogar harmonischer aussieht als vorher.

Für welche Patientengruppe sind Implantate sinnvoll?

Im Prinzip für jeden Patienten jeden Alters, wenn das Kieferwachstum abgeschlossen ist und keine ernsten gesundheitlichen Einschränkungen bestehen. Auch Jugendliche können Zähne verlieren, etwa bei einem Sportunfall. Egal ob jung oder alt: Werden Zahnlücken nicht zahnärztlich versorgt, bildet sich oft das Gewebe zurück. Ein Implantat bietet immer den Vorteil, dass es das Kiefergewebe wie eine natürliche Zahnwurzel belastet und es damit gesund und fit erhält. Es ist daher in höherem und hohem Lebensalter letztlich sogar eine Vorsorgemaßnahme gegen Gewebeverlust. Man darf nicht vergessen, wie alt wir alle werden – und wir wollen auch mit 80 oder 90 Jahren noch kauen und sprechen können. Wir müssen also früh dazu beitragen, das gesamte System im Mund gesund zu halten. Wenn schon „Ersatz“ nötig ist, sollte dieser so naturnah wie möglich gestaltet sein, damit nicht unnötig stützender Knochen und Weichgewebe verlorengeht.

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