„Halitosis“ ist ursprünglich ein Begriff für unangenehme Gerüche, die aus der Lunge kommen. Der Volksmund sagt „Mundgeruch“, Zahnärzte sprechen vom Foetor ex Ore (Geruch aus dem Mund) oder kurz „Foetor“.
Normalerweise hat der Atem des Menschen einen leicht süßlichen Geruch. Er ist für andere Personen nicht oder nur kaum wahrnehmbar.
Im Laufe eines Tages ändert sich der Geruch des Atems. Dies geschieht in Abhängigkeit von der Aufnahme unterschiedlicher Nahrungsmittel und der persönlichen Mundhygiene (Beseitigung von geruchsauslösenden Ursachen und von bakteriellen Stoffwechselprodukten aus der Mundhöhle).
Etwa 20-25% aller Menschen leiden zeitweilig unter deutlich wahrnehmbarem Mundgeruch, 6% aller Menschen sogar ständig.
Im Alter nimmt die Anzahl derer, die an Halitosis leiden, zu. Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen nicht.
Die Mundgeruchsforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. In den allermeisten Fällen kann das Problem heute gelöst werden. Allerdings nur dann, wenn seine Ursachen korrekt festgestellt werden.
Aufgrund seiner Kompetenz ist der Zahnarzt der geeignete Ansprechpartner. Er kennt sich bestens im Mundraum aus. Aber auch die Ursachen außerhalb des Mundes für Halitosis sind ihm bekannt.
Beläge der Zunge, der Zähne (in den Zahnzwischenräumen) und der Schleimhäute. Entzündungen (Gingivitiden, Parodontitiden, Periimplantitiden,) Candida(Pilz)- erkrankungen, Tumore, Abszesse etc.
Entzündungen im Bereich der Mandeln (Tonsillen), der Nasennebenhöhlen (Sinus), des Rachens (Pharynx). Allgemeinerkrankungen wie z. B. Diphtherie und Pfeifersches Drüsenfieber, Fremdkörper, Abszesse, Tumoren
Bronchitis, Lungenentzündung, ebenfalls Fremdkörper, Abszesse, Tumoren, Entzündungen der Speiseröhre, der Lunge, Magen- und Darmerkrankungen, Nierenerkrankungen, Zuckerkrankheit, Medikamentennebenwirkungen
Auch ein verminderter Speichelfluss begünstigt die Entstehung von Mundgeruch.
Ursächlich für einen verminderten Speichelfluss können systemische Erkrankungen, Medikamente (z. B. Anti Parkinson Mittel) und Zerstörung der Speicheldrüsen durch Bestrahlung im Rahmen von Tumorbehandlungen sein.
Durch die erhöhte Speichelproduktion beim Essen sowie durch die dabei stattfindende mechanische „Reinigung“ der Mundhöhle und auch durch eine „Wischfunktion“ der Zunge ist im allgemeinen der Anteil von Faulgasen, welche eine Halitosis hervorrufen, verringert. Nach einer länger dauernden „Hunger“phase steigt der Anteil flüchtiger Schwefelverbindungen jedoch wieder an.
Bei Prothesenträgern ist häufig, vor allem bei älteren Prothesen (Alterung des Kunststoffes), dann ein spezifischer Geruch festzustellen, wenn sich diese Prothesen mit geruchsauslösenden Stoffen bei mangelhafter Reinigung „vollsaugen“ können. Gleiches gilt für herausnehmbare kieferorthopädische Geräte (Klammern).
Bei vielen Menschen ist morgens ein verstärkter Mundgeruch vorhanden. Die Ursachen sind in der fehlenden Selbstreinigung während des Schlafes, einem verminderten Speichelfluss, einer verringerten Zungenbewegung und eventuell einem Austrocknen des Mundes ( gestörte Nasenatmung, Schafen mit offenem Mund oder Schnarchen) zu suchen.
Morgendlicher Mundgeruch ist aber nicht gleichzusetzen mit einer echten Halitosis, er verschwindet schnell wieder und tritt tagsüber auch nicht wieder auf.
Auch wenn immer wieder von Mundgeruchspatienten angenommen wird ihr „Problem“ sei auf eine Magenerkrankung oder -störung zurückzuführen, ist dies kaum wahrscheinlich. Der Magen wird gegen die Speiseröhre so gut abgedichtet, dass keine Gerüche aus ihm „zurückströmen“ können. Eine Ausnahme bildet allerdings das absichtliche oder unabsichtliche Aufstoßen.
Raucher weisen einen typischen Mundgeruch auf. Der Raucher selbst erleidet durch sein Rauchen ein starkes Nachlassen olfaktorischer Fähigkeiten und nimmt seinen eigenen Raucheratem nicht mehr wahr.
Werden einem Organismus zugelieferte Energiemengen entzogen, baut er körpereigenen „Reserven“ ab. Als Endprodukte des Fettabbaus entstehen im Blut Ketonkörper. Diese Ketonkörper verursachen einen üblen Mundgeruch.
Diese Art Mundgeruch ist auch bei Menschen zu finden die sich unregelmäßig ernähren. Er ist bereits dann wahrzunehmen wenn sie einen Tag lang nichts oder nur sehr wenig gegessen haben.
Bei kleinen Kindern kann von einem Tag auf den anderen plötzlich Mundgeruch auftreten. Die Ursachen für Halitosis können bei Kindern die gleichen sein wie bei Erwachsenen. Wenn ein Kind plötzlich starken Mundgeruch bekommt, dann müssen dessen Mundbereich und die angrenzenden Gebiete besonders sorgfältig untersucht werden. Oft werden Milchzähne sehr schnell und tief von Karies befallen. Manchmal lassen sich die Kinder nicht so gerne die Zähne putzen. Das kann allgemeine Ursachen haben, ist häufig aber auch dadurch verursacht, dass Eltern eine fehlerhafte Zahnputztechnik und zu harte Zahnbürsten verwenden, so dass das Kind sich natürlich gegen die schmerzhafte Prozedur sträubt.
Eine Entzündung der Rachenmandeln tritt häufig bereits im frühen Lebensalter auf, so dass hier unbedingt nachgesehen- oder ein HNO- Arzt konsultiert werden muss.
Ganz typisch im Zusammenhang mit Mundgeruch werden bestimmte Ernährungsbestandteile gesehen. Zwiebeln und Knoblauch sind Beziehungs“killer“ weil sie einen unangenehmen Atem verbreiten.
Mundgeruch ist nur sehr selten vom Patienten selbst wahrzunehmen. Viele Menschen leiden allein schon unter der Vorstellung, sie würden einen schlechten Atem verströmen. Hier hilft nur eine umfangreiche ausführliche Untersuchung.
Halitosis kann in Stresssituationen auftreten. In diesem Zusammenhang wird die Speichelproduktion drastisch verringert und der Mund bzw. die Mundschleimhäute trocknen aus. Trockene Schleimhäute aber sind eine der Hauptursachen für Halitosis, weil die flüchtigen Schwefelwasserstoffe nicht mehr ausreichend im Speichel gelöst- und wegtransportiert werden. Stress „schlägt“ zwar auch auf den Magen, aber Magenbeschwerden, die man dann verspürt, sind nur vermeintlich schuld an Mundgeruch.
Die Nase eines Menschen gewöhnt sich sehr schnell an die Gerüche des eigenen Körpers. Um aber bei Mundgeruch gezielt helfen zu können, muss zunächst die genaue Ursache ermittelt werden.
Es gibt drei Möglichkeiten, um verlässlich herauszufinden, ob man tatsächlich selbst Mundgeruch hat:
Selbstverständlich ist das Zähneputzen ein nachfolgendes Ausspülen, ein „Gurgeln“ und eine durch die Zahnzwischenräume zu „ziehende“ Spülung mit Wasser oder oralen Mundtherapeutika, wichtig für die Gesunderhaltung der Zähne und der Vermeidung von Karies und parodontalen Erkrankungen. Auch die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide und / oder Zahnzwischenraumbürstchen oder- hölzern darf nicht vernachlässigt werden.
Die häufigste Ursache für Mundgeruch ist bakterieller Zahnbelag, der durch das alleinige Putzen der Zähne und der Zahnzwischenräume fast nicht beeinflusst wird. Auch wenn eine „stark“ schmeckende, eine geschmacksintensive Zahnpasta verwendet wird, so überdecken deren mundparfümartigen Inhaltsstoffe nur für kurze Zeit den vorhandenen Mundgeruch, der aber kurz darauf wiederkommt.
Ein Ausspülen verdünnt den zähen Bakterienfilm, dies aber verringert ebenfalls nur für kurze Zeit eine echte Halitosis.
Zähneputzen und Ausspülen verringert bzw. beseitigt lediglich morgendlichen Mundgeruch.
Es gibt zahlreiche Medikamente, die frischen Atem versprechen. Aber mit all den angebotenen Produkten, ob sie nun Minze, Chlorophyll oder anderes enthalten, kann echter Mundgeruch nur zeitweilig überdeckt, aber nicht dauerhaft beseitigt werden.
Keines der bekannten Produkte kann einen wesentlichen Einfluss auf die Bakterien in den Retentionsnischen von Zähnen, Zunge und Mundschleimhäuten nehmen. In dem Moment wo das Bonbon oder die Pastille aufgelutscht sind, dann wenn der Kaugummi ausgespuckt wird, beginnt die Wirkung der Bakterien zur Bildung ihrer Stoffwechselprodukte und damit von Mundgeruch erneut.
Eine gewisse Wirkung gegen Halitosis wird den Produkten Halita® (Fa. dentaid) mit der Wirkstoffzusammensetzung Zinklactat, Chlorhexidindigluconat und Cetylpyridiniumchlorid (CPC) und / oder meridol HALITOSIS Mundspüllösung (Gaba) mit den Hauptinhaltsstoffen Aminfluorid/Zinnfluorid, und Zinklactat zugeschrieben.
Die häusliche Mundhygiene allein ist nicht ausreichend. Grundvoraussetzung für die richtige Mundgesundheit, vor allem bei Halitosis- Problemen ist deswegen eine professionelle Zahnreinigung.
Die professionelle Zahnreinigung (PZR) ist ein Hauptbestandteil einer zahnmedizinischen Prophylaxe. Man versteht darunter eine mechanische Reinigung der Zähne, die deutlich über das hinausgeht, was jeder Mensch selbst täglich erledigen kann.
In jedem Mund bildet sich nach ein bis zwei Tagen ein Belag auf den Zähnen, Plaque oder auch Biofilm genannt. Dieser Biofilm besteht aus Milliarden von Bakterien, die einen regen Stoffwechsel entwickeln. Dabei werden isolierte Kohlenhydrate verwertet und Säuren sowie Zellgifte ausgeschieden. Durch diese aggressiven Substanzen entstehen Zahnschäden (Zahnkaries) und Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) bis hin zum Knochenabbau (Parodontitis).
Vielen Patienten gelingt es auch durch eine gründliche Zahnpflege nicht, alle Zwischenräume und Nischen in der Mundhöhle zu erreichen und damit diese Bakterien zu entfernen.
Insbesondere bei älteren Patienten ist eine regelmäßige gründliche Reinigung des Gebisses unerlässlich, da die Zähne immer länger werden, weil das Zahnfleisch zurück geht und die Angriffsflächen sich dadurch stark vergrößern. Außerdem lässt die Fingerfertigkeit im Alter nach, was sich auch auf die Qualität der Putztechnik auswirken kann. Drittens verändert sich der Stoffwechsel im Alter in vielen Fällen ungünstig (Chronische Krankheiten, Medikamente u. a.) und die Anfälligkeit für Karies und Parodontitis wächst.
Bei kariesaktivem Gebiss oder parodontaler Vorschädigung sollte eine PZR alle drei bis sechs Monate durchgeführt werden.
Wenn neben der PZR (professionelle Zahnreinigung) alle sonstigen, systemischen oder extraoralen, sowie in den Zähnen, oralen Nischen und Parodontien liegenden Ursachen für eine Halitosis ausgeschlossen worden sind, bleibt nur noch die Zunge als Geruchsquelle.
Häufige Ursache für Halitosis IST ein mehr oder minder starker Zungenbelag. Auf der Zunge befinden sich neben Bakterien auch ein ein Biofilm, bestehend aus (eingetrocknetem) Speichel, Nahrungsresten, abgeschilferten Teilen der Mundschleimhaut und Bakterien. Wenn Mundgeruch vorhanden ist, dann häufig ausgehend vom Biofilm des Zungenbelages. Deswegen muss dieser gründlich entfernt werden.
Die Zunge kann genauso gereinigt werden wie die Zähne, nämlich mit einer Zahnbürste. Da es für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis aber ungewohnt ist sich die Zunge zu reinigen, muss das korrekte Vorgehen hierzu demonstriert- und geübt werden. Es empfiehlt sich für die Reinigung der Zunge einen speziellen Zungenreiniger zu verwenden. Dieser weist im Gegensatz zu einer Zahnbürste eine verbesserte Reinigungs- und Auflagefläche auf.
Die Zunge wird möglichst weit heraus gestreckt. Hilfreich ist es, sie an der Spitze mit einem Waschlappen oder einem Gazetupfer festzuhalten. Der Reiniger wird möglichst weit hinten auf die Zunge aufgesetzt und unter leichtem Druck nach vorn geführt. Nach einem Reinigungsvorgang wird das Instrument unter fließendem Wasser abgespült und anhaftende hartnäckige Biofilmreste werden mit einer Bürste entfernt. Danach erfolgen einer oder mehrere weitere Reinigungsvorgänge. Der Einsatz einer speziellen Zungenzahnpasta ist nicht erforderlich.