Dysgnathie mit Vorstand des Oberkiefers.
Symptomatik:
Distalbiss Angle-Klasse II. Vorstand der oberen Frontzähne mit Engstand oder als lückige Prognathie, negative Lippenstufe. Oberlippe in der Regel zu kurz durch Unterfunktion des Ringmuskels bei ständig offenstehendem Mund. Die unteren Frontzähne können beim Zusammenbiss auf die palatinale Schleimhaut treffen. Nicht selten ist die maxilläre Prognathie mit einer mandibulären Retrognathie kombiniert. Daneben gibt es auch eine bialveoläre Protrusion, bei der auch die unteren Zähne protrudiert sind.
Therapie:
Operationen bei maxillärer Prognathie mit Zahnengstand:
Nach Extraktion der ersten Prämolaren wird das Frontzahnsegment des Oberkiefers vestibulär und palatinal osteotomiert und nach dorsal verlagert, wobei die Eckzähne mit den zweiten Prämolaren in Kontakt gebracht werden.
Folgende Operationstechniken sind gebräuchlich:
Die palatinal-vestibuläre Osteotomie (Cohn-Stock, Wassmund) wird nach Aufklappung der vestibulären und palatinalen Schleimhaut im Eckzahn- und Prämolarenbereich unter Belassung ernährender Schleimhautbrücken in der Region der Schneidezähne vorgenommen.
Die palatinal-vestibuläre und vomero-nasale Osteotomie (Schuchardt, Köle) schließt eine zusätzliche Osteotomie an der Vomerbasis ein, wodurch auch die Korrektur eines tiefen Bisses möglich wird.
Die palatinale Osteotomie (Wunderer) wird von palatinal vorgenommen. Hier wird ein Palatinallappen abgelöst. Vestibulär werden lediglich über den Alveolen der extrahierten Prämolaren und oberhalb des Lippenbändchens vertikale Schnitte angelegt, so dass genügend breite ernährende Schleimhautbrücken verbleiben.
Bei extremer Prognathie können auch die ersten Molaren entfernt werden. In diesem Falle werden dann die Prämolaren in das nach dorsal zu verlagernde Segment einbezogen.
Nach der Osteotomie wird das osteotomierte Fragment durch einen Schienenverband unter Verwendung der vorbereiteten Prothesenschiene immobilisiert. Eine mandibulo-maxilläre Fixation wird für acht Tage angelegt. Die Prothesenschiene kann nach sechs Wochen entfernt werden.
Gegebenenfalls kann postoperativ eine kieferorthopädische Nachbehandlung erforderlich werden.
Die Kombination der Operation der maxillären Prognathie mit einer operativen Vorverlagerung des Unterkiefers ist bei gleichzeitiger mandibulärer Retrognathie notwendig.
Operationen bei lückiger maxillärer Prognathie
Im Wachstumsalter führt eine kieferorthopädische Behandlung in der Regel zum Erfolg.
Eine kombinierte chirurgisch-kieferorthopädische Behandlung ist bei Erwachsenen in der Regel erforderlich:
Die palatinale Kortikotomie (Bichlmayr) ist eine Operation, bei der an den Oberkieferfrontzähnen keilförmige palatinale Defekte durch Abtragung der Kortikalis angelegt werden.
Die vestibulär-palatinale Kortikotomie (Köle) hat die Durchtrennung der Kortikalis zwischen den Zähnen, die bewegt werden sollen, zum Ziel. In den Interdentalräumen wird die Kortikalis labial und palatinal abgetragen.
Die anschließende kieferorthopädische Behandlung muss bereits am achten Tag beginnen, weil der Knochen schnell wieder regeneriert.
Alternativ kommt eine kieferorthopädische Vorbehandlung mit Lückenschluss in den seitlichen Bereichen unter Aufdehnung eines großen Diastema mediale mit anschließender Diastemaoperation nach Köle in Frage (siehe Zahnstellungsanomalien).
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