Wie kann es sein, dass das Implantat nach Wochen fest im Kiefer sitzt und langfristig allen Kaubelastungen standhält? Möglich macht dies die „Osseointegration“ – das Einheilen des Implantats in den Kieferknochen. Während dieser Zeit laufen zwischen Implantatoberfläche und Knochen komplexe Reaktionen ab. Nach der Wundheilung und der Gefäßneubildung kommt es zur Entwicklung neuen Knochens, welcher das Implantat völlig integriert. Zahnärzte für Implantologie sprechen im Verlauf des Einheilungsprozesses auch von einer Primär- und Sekundärstabilität. Erstere ist schon ganz zu Beginn mit dem Eindrehen des Implantatgewindes in den Kiefer hergestellt, wenn sich der Knochen mit den Oberflächenrauigkeiten des Implantats regelrecht „verzahnt“. Implantatdesign, Aufbereitungstechniken des Implantatbetts und die Knochenqualität spielen hierbei eine Rolle. Die eigentliche belastbare Stabilität (Sekundärstabilität) entwickelt sich aber erst im Laufe des Heilungsprozesses, wenn durch Umbauprozesse des Knochens enge Verknüpfungen mit der Implantatoberfläche hergestellt werden.
Mehr noch als der natürliche Zahn verlangt das Implantat nach einer peniblen Reinigung und Mundhygiene. Bleiben bakterielle Beläg vor allem am Zahnfleischrand bestehen, ist eine Zahnfleischentzündung und im späteren Verlauf eine sogenannte Periimplantitis – eine Entzündung rund um das Implantatgewebe – nicht ausgeschlossen. Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang und Knochenabbau sind die unangenehmen Folgen, im schlimmsten Fall geht das Implantat verloren. Die künstliche Wurzel ist, was eine Entzündung angeht, gefährdeter als der natürliche Zahn: Ihr fehlt der natürliche Zahnhalteapparat, mit Wurzelhaut, Nerven, Blut- und Lymphgefäßen, um bakterielle Infektionen abwehren zu können. Entzündungen machen sich schneller breit.