U nd oft zucken Patienten dann nervös zusammen, weil sie sich einen klapprigen Zahnersatz vorstellen, der bei jedem Biss in eine Karotte abzubrechen droht. Solche Ängste sind verständlich, ha- ben aber mit der modernen Zahnmedizin nichts zu tun. Denn heutzutage stehen die künstlichen Zähne den echten in nichts nach: Im Kiefer sitzt fest verankert eine Zahnwurzel, die aufgesetzte Krone wirkt natürlich. Selbst für den Träger eines Im- plantats ist der Unterschied zum Original kaum zu spüren. Mehr Sicherheit für die Patienten „Auf keinem Gebiet der Zahnheilkunde ist in den vergangenen 30 Jahren so intensiv geforscht worden wie in der Implantolo- gie“, sagt Dr. Georg Bach von der Deut- schen Gesellschaft für Zahnärztliche Im- plantologie (DGZI). „Es ist beeindruckend, wie sich dieser Markt entwickelt hat. Die Patienten profitieren von der zunehmenden Sicherheit, die Implantate heute bieten.“ Rund eine Million Implantate werden jähr- lich in der Bundesrepublik eingesetzt, die Erfolgsquote liegt bei 95 Prozent. Das heißt: Die allermeisten Implantate heilen ohne Komplikationen ein und halten viele Jahre. Ein Implantat ersetzt nicht nur den sicht- baren Teil des Zahnes, sondern auch den unsichtbaren: die Wurzel. Das vollständige Implantat besteht aus drei Teilen: der künstlichen Wurzel, die meist aus Titan oder der metallfreien Vollkeramik Zirkondi- oxid gefertigt wird, einem Verbindungs- stück und dem sichtbaren Zahnersatz. Das können eine Zahnkrone, eine Brücke oder eine Prothese sein. Die künstliche Wurzel ist zwischen acht und 16 Millimeter lang und ähnelt einer Schraube. Weil sie fest mit dem Kiefer verwächst, kann sie die hohen Belastungen aushalten, die beim Kauen entstehen. Nachbarzähne bleiben unangetastet Dass Implantate bei Patienten immer mehr Akzeptanz finden, hat auch mit den verbes- serten Materialien zu tun. So wird für den sichtbaren Zahnersatz vermehrt Zirkonoxid eingesetzt. „Das ist sehr ästhetisch und oft- mals ansprechender als konventionelle Prothetik aus Keramik mit Gold“, sagt Georg Bach. Immer gefragter werden auch Hochleistungskunststoffe, sogenannte Peek (Polyetheretherketone). Sie sind biokompa- tibel, lassen Röntgenstrahlen durch, kön- nen wiederholt sterilisiert werden und schmelzen erst bei mehr als 330 Grad Celsi- us. Die Forschung an solchen Hightech-Ma- terialien läuft in der Medizintechnik auf Hochtouren, denn ein dauerhaft stabiles Implantat garantiert dem Patienten oft viele Jahre lang ein unbeschwertes Lachen und die Fähigkeit zum kraftvollen Zubeißen. Ein Implantat hat gegenüber konventio- nellem Zahnersatz noch mehr Vorteile. So bleiben zum Beispiel die Nachbarzähne unangetastet. Bei der herkömmlichen Ver- sorgung einer Zahnlücke mittels Brücke zum Beispiel müssen die gesunden Nach- barzähne beschliffen und überkront wer- den, damit die Brücke Halt findet. Das kann durch die gestiegene Belastung als Pfeiler nicht nur zu Folgeschäden an diesen Zäh- nen führen, sondern auch zu Knochenver- lust, da dem neuen Zahn die Wurzel fehlt. Implantate fordern den Kiefer knochen Solche Risiken werden mit einem Implan- tat vermieden. Sie geben nicht nur Zahn- kronen, sondern auch Brücken und he- rausnehmbaren Prothesen sicheren Halt. So kann auch der Verlust von mehreren Zähnen nebeneinander mit Implantaten behandelt werden. Eine nachlassende Passgenauigkeit, die bei Teilprothesen oft zu Fehlbelastungen und Lockerung der Zähne führt, wird mit den künstlichen Wurzeln vermieden. Zudem sind Implan- tate die besten Knochenschützer. Denn AUF DER SICHEREN SEITE Es ist schnell passiert: Ein Sturz beim Sport, eine Glasflasche, die beim Trinken aus Versehen an die Zähne geschlagen wird – schon fehlt ein Zahn. Aber nicht nur Unfälle können die Ursache dafür sein, dass der Ersatz eines einzelnen oder mehrerer Zähne notwendig wird. Mitunter ist ein Zahn so krank, dass er trotz aller Versuche nicht mehr gerettet werden kann. Die Lösung heißt dann oft Implantat. >> FOTO:SHUTTERSTOCK PREISE FÜR IMPLANTATE Was kostet der Zahnersatz? Wie viel ein Implantat kostet, lässt sich pauschal nicht sagen. Das hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab: Wie viele Implantate werden gesetzt? Welche Im- plantattypen werden gesetzt, und mit wel- cher Methode geschieht das? Handelt es sich um einen leichten Routineeingriff oder einen schwierigen Fall? So müssen Patien- ten pro Implantat mit 1250 bis 3000 Euro rechnen. Darin enthalten sind dann neben den reinen Implantat- und Materialkosten auch das Arzthonorar sowie zusätzliche Leistungen wie die Röntgendiagnostik. Etwa genauso viel wie das Implantat kostet der Zahnersatz, also die Krone oder Brücke. Ist vor dem Einsetzen des Implantats ein Kno- chenaufbau notwendig, muss der ebenfalls bezahlt werden. Private Versicherungen übernehmen die Kosten für die Behandlung, wenn das im individuellen Tarif so festge- legt ist. Gesetzliche Krankenkassen zahlen lediglich einen Festkostenzuschuss – meist 50 Prozent – auf die konventionelle Versor- gung mit Zahnersatz. Für das Implantat selbst und dessen Einsetzen sowie sämtli- che Leistungen drum herum zahlen die ge- setzlichen Krankenkassen nicht. Ein Implantat besteht aus drei Teilen: der Wurzel, einem Verbindungs- stück und dem Zahnersatz. 13IHR PATIENTENMAGAZIN