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MEDECO

13Ihr PatIentenmagazIn  1. Welche faktoren spielen bei der entwicklung einer Parodontitis eine wesentliche rolle? Parodontitis ist eine komplexe Erkrankung des Zahnhalteapparates, zu deren Entstehung und Verlauf viele Faktoren beitragen. Allgemein kann man sagen, dass das Verhältnis der Bakterien in unserer Mundhöhle zu unserem Immunsys- tem gestört ist, was zu Entzündungsreaktionen führt. Die Bakterien in unserer Mundhöhle gehören aber zu unserem Organismus ebenso wie Darmbakterien. Stimmt die Ökologie der Mundhöhle, schützen sie uns z. B. vor Pilzinfektionen. Die wichtigsten Faktoren, die diese Ökologie der Mundhöhle stören, sind man- gelnde Mundhygiene, Nikotinkonsum und ein schlecht eingestellter Diabetes. Alle anderen Faktoren sind in der Regel nachgeordnet. 2. eine Parodontitis heilt nie mehr völlig aus – stimmt diese aussage? Von alleine heilt eine Parodontitis nicht aus. Wird eine Parodontitistherapie durch- geführt, gelingt es, entzündungsfreie Verhältnisse herzustellen. Allerdings wird der bereits zerstörte Anteil des Zahnhalteapparates nicht wiederhergestellt. Daher ist es wichtig, eine Parodontitis möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Außer- dem bleibt das Erkrankungsrisiko bestehen, sodass die Erkrankung wieder auftritt bzw. weiter fortschreitet, wenn nicht eine intensive Nachsorgetherapie angeschlos- sen wird. Sie ist die wichtigste Voraussetzung für einen dauerhaften Therapieerfolg. 3. hilft eine Parodontitisbehandlung auch der allgemeingesundheit? Häufig senkt eine erfolgreiche Parodontitistherapie nachweislich das Risiko z. B. an einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) zu erkranken. Gleiches gilt für eine Lungenentzündung vor allem bei Bettlägerigen und Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem. Eine Parodontitis tritt oft auch gemeinsam mit Gefäßerkrankungen und Schwangerschaftskomplikationen auf. Bis heute konnte aber nicht bewiesen werden, dass eine Parodontitistherapie das Risiko dieser Erkrankungen wirklich senkt. Ein Diabetes wird ebenfalls ungünstig durch eine Parodontitis beeinflusst. Die Reaktionen der Patienten auf eine Parodonti- tistherapie bezüglich ihrer Blutzuckerwerte sind sehr unterschiedlich und rei- chen von großen Verbesserungen bis zu Verschlechterungen der Werte. Daher sollte die Parodontitisbehandlung bei diesen Patienten immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, damit man auf veränderte Situationen re- agieren kann. Ungeachtet dessen belastet eine chronische Entzündung immer den Gesamtorganismus und sollte behandelt werden. Fragen an Prof. dr. christof dörfer, Direktor der Klinik für Zahnerhaltungs- kunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Kiel inTerVieW eine Belastung für den Organismus gischen Eingriff wird dazu der zahn- fleischrand gelöst („unter Sicht“), um auch an tiefer liegende Stellen zu gelangen. Dabei kann der Verlauf bei unregelmäßigem Kno- chenabbau pflegeleichter gestaltet und in be- stimmten Fällen können Defekte mit regene- rativen Maßnahmen wieder aufgebaut wer- den. nACHSorGe: ein lebenslanges Projekt Die Parodontitis gilt als erfolgreich bekämpft, wenn die Entzündungen abgeklungen und keine oder nur wenige resttaschen mit geringer Tiefe nachweisbar sind. Um diese Situation zu erhalten, sollte der zustand von zahnfleisch und zahnhalteapparat in der nachsorge in regelmäßigen abständen unbe- dingt überprüft werden – neu aufflammende Entzündungen können wir so rechtzeitig er- kennen. auch Professionelle zahnreini- gungen und nachbehandlungen der verblie- benen Taschen sollten zunächst in engen zeiträumen durchgeführt werden, später rei- chen je nach risiko zwei- bis viermal im Jahr. Über den dauerhaften Erfolg der Parodontitis- behandlung entscheidet zudem ganz wesent- lich das Mundpflegeverhalten zu Hause. Zahnpflege wird anspruchsvoller „Leider heilt die Parodontitis auf dem niveau des verbliebenen zahnhalteapparates aus und die regenerationsmöglichkeiten der ge- webe sind bislang noch begrenzt“, betont Prof. Schmage. Dies auch mit dem Hinweis darauf, dass die Mundpflege zu Hause durch- aus anspruchsvoller geworden ist – bedingt durch eine veränderte Mundsituation. So kann nach der Behandlung mit dem aushei- len der Entzündung das ehemals geschwol- lene zahnfleisch schrumpfen. Dadurch können Bereiche der zahnwurzeln oder Kro- nenränder teilweise freiliegen, mit der Folge empfindlicher zahnhälse und eventuell beeinträchtigter Ästhetik. auch das risiko von Wurzelkaries steigt. Eine dieser Situation angepasste Pflege und spezielle Putzanwei- sungen sind dann notwendig. Kontrolle plus motivation „Bei guter nachbetreuung und regelmäßiger zusammenarbeit mit der zahnarztpraxis kann ein vorgeschädigter zahnfleischzustand über viele Jahre stabil und können die zähne erhalten bleiben“, so Prof. Schmage. „Dieses Ergebnis kann aber nur zusammen mit der zahnarztpraxis gelingen. Denn zum einen ist es menschlich, dass niemand allein die erfor- derliche hohe Motivation immer beibehält. zum anderen sind Kontrollen unerlässlich, um eine Verschlechterung rechtzeitig zu er- kennen und erneut einzugreifen.“ Foto:chRIstIandöRFeR „Bei einer Parodontitis ist das Verhältnis der Bakterien in unserer Mundhöhle zu unserem immunsystem gestört, was zu Entzündungsreaktionen führt.“

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